Unser Schatz…

…lässt sich ökonomisch nicht verwerten.

Wir wissen, dass Leben unverfügbar ist, zerbrechlich und unkontrollierbar.
Wir wissen, dass nicht wir die Macher sind oder die Bewahrerinnen.
Wir wissen, dass wir uns nicht absichern können, egal wie viele Versicherungen wir auch abschließen mögen.

Wir leben auf Vertrauen hin, manchmal auf der Rasierklinge balancierend, voller Zuversicht, dass wir nicht ins Bodenlose stürzen können. Selbst dann nicht, wenn die Lage ganz finster zu sein scheint.

Die Schönheit des Lebens besteht darin, dass es keinen Zweck erfüllt. Es steht für sich.

Das wissen wir, und das müssen wir auch sagen!

Wir müssen einklagen, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf ihre Räume haben; dass sie mehr sind als Zahnräder im stotternden Wirtschaftssystem.
Sie brauchen Kontakt, sie müssen sich ausprobieren. Unverzweckt und so gar nicht nutzbringend.

Das nennt man übrigens Freiheit.

Bitte warten

Ich bin beim Bäcker und muss draußen bleiben. Es darf immer nur eine Person in den Laden.
Dann komme ich an die Reihe. Ich nenne, was ich will und soll schließlich bezahlen. Mit Karte entscheide ich.
Kein Problem.
Doch ein Problem.
Das Gerät lädt nicht. In diesem Moment will ein Mann den Laden betreten.
„Halt“ sage ich, „es darf immer nur eine Person nach innen.“
Der Mann tritt einen Schritt zurück.

Die Frau an der Kasse schaut auf die Maschine. „Bitt warten!“ sagt sie laut.
„Oh,“ sagt der Mann draußen und tritt noch drei Schritte zurück, verschwindet aus der Sicht.
„Ich meinte doch das Gerät“, sagt die Frau.
Wir fangen an zu lachen.

Wichtig – weniger wichtig

Eigentlich seltsam, dass eine Person oder Gruppe, die für einen bestimmten Bereich verantwortlich ist, Leitung genannt wird. Man denkt unwillkürlich an Telegrafenmasten, die unschön in der Landschaft herumstehen.  Oder an Rohre, an Kanalisation. Da wird manches durchgespült, in das man nicht reintreten möchte.

Hut ab vor denen, die sich so etwas freiwillig antun.

Das meine ich ehrlich!
Irgendjemand muss ja diesen Sch…job erledigen. Es hat ein bißchen etwas von Märtyrertum.

Solche Leitungen spülen nicht durch, sie entscheiden.

Im Augenblick haben sie eine Menge an Entscheidungen zu fällen. Fällen erinnert mich an Bäume umlegen, an Kahlschlag.

Man kann der Falle des Fällens möglicherweise entkommen, indem man empfiehlt.
So wird nun überall ganz viel empfohlen.

Naja, fast überall.

Die Politik bleibt beim Dirigieren, allerdings so wild und bunt, dass die Kapellen alle Punk spielen.

Ansonsten gilt: entscheidest du noch oder empfiehlst du schon?

Empfehlen ist gut, weil man einen Freiraum erhält, selbst zu bestimmen, was möglich ist.
Auch in unserem Bereich sind Empfehlungen veröffentlicht worden.
Zur Konfirmandenarbeit zum Beispiel. Das ist gut so, weil die Ungewissheit damit ein Stück weit beseitigt ist.
Es kann also losgehen.
Endlich!

Empfohlen wird, die Konfirmationen zu verschieben.
Ja, das ist sinnvoll.
Notwendig sei, über die Zeit bis zur Konfirmation intensiven Kontakt zu den Konfirmandinnen und Konfirmanden zu halten.

Wäre das nicht jetzt der Auftritt der Jugendarbeit? Könnte sie nicht mit dem Konfir eine  spannende Allianz eingehen und weiterführen, was im Konfir eben nicht möglich ist?
Wenn erst im nächsten Jahr gefeiert werden kann und die Konfi-Zeit eigentlich zu Ende ist, fällt mir keine bessere Möglichkeit ein, Kontakt zu halten als durch die Jugendarbeit.

Jetzt müsste man einen Blick in die Handlungsempfehlungen für die Jugendarbeit werfen. Aber dieser Wurf geht ins Leere. Es gibt sie nämlich nicht – die Empfehlungen, meine ich.
Seltsam!

Bis sie erscheinen, werde ich mir weiterhin meinen Trinkbecher mit den Kolleg*innen teilen und auf Ghetto-Ghetto-Umarmungen nicht verzichten.

Darauf die Bussi-Faust. Ehrenwort!

Ein Haufen Blödsinn

Der Mai macht high! Zumindest alles, was Grün trägt.
Damit meine ich nicht so sehr Pulloverträgerinnen, sondern eher die Blatt-Träger.
Alles, was irgendwie nach Pflanze aussieht, katapultiert sich aus dem Boden, schießt in die Höhe und breitet sich aus so weit wie möglich.
Der Bommerlunder blüht, und der kleine Feigling treibt kräftige Triebe aus.
Nebenan hockt mein Nachbar, der alte Jägermeister, im Gebüsch, um angezogen auf Nacktschnecken zu schießen.
Aperol heute noch welche erlegen wird?
Nun ja, das Handwerk des Waidmanns ist nicht so sehr meins.

Ich vertiefe mich lieber in die Geschichte von Covid und Goliath. Wer sie nicht kennt: Goliath ist ein mächtiger und überall gefürchteter Krieger, so eine Art Rambo 2.0, der gegen den kleinen Covid antreten soll. Der macht dann dank seiner Virenschleuder ratfatz kurzen Prozess mit der muskelbepackten Dumpfbacke.

Unterschätzt die Kleinen nicht!

Ach, und wer es noch nicht gewusst hat: Die heilige Corona ist die Patronin des Geldes, der Fleischer und Schatzgräber.
Jetzt wundert mich nichts mehr. Geld – Fleischer und Schatzgräber. Alles klar!

Mein Nachbar, der Herr Martin, ist inzwischen aus dem Gebüsch gekrochen und hat die Flinte an die Hollywoodschaukel gelehnt.
„Na, Remy,“ rufe ich, „was erlegt?“
„Verdammte Schnecken,“ schimpft er, „dagegen kommt man kaum an. Das sind  Zustände wie in Soltau und Gomorrha.“
„Aalborg hat seine Zeit,“ sage ich, „kein Aalborg hat seine Zeit .
Remy kratzt sich am Kopf: „Ich finde, es fühlt sich an wie kurz vor der Absinth-Flut.“

Was soll ich darauf noch sagen?
Prost!

Das Maß der Menschlichkeit

Es ist schon wundersam, dass sich in der Regel die Dümmsten für die Klügsten halten. 

Ja, es soll, wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert, in einem fernen großen Land einen Präsidenten geben, der das an jedem neuen Tag der Öffentlichkeit kundtut: natürlich nicht, dass er der Dümmste ist.

Dummheit ist nichts, was man belächeln kann. Man muss sie fürchten.
Dummheit ist auch keine Frage der Gene.
Es gibt viele „einfache“ Menschen, die sehr klug und viele Intellektuelle, die strunzblöd sind.
Oder feige.
Oder armselig selbstbezogen.

Hannah Arendt, die große unerschrockene Philosophin, hat einmal scharf umrissen, was unsere Menschlichkeit gefährdet.

Fehlendes Mitgefühl ist es nicht.

„Man könnte wohl sagen, dass die lebendige Menschlichkeit eines Menschen in dem Maße abnimmt, in dem er auf das Denken verzichtet.“

Darüber ließe sich viel sagen.
Aber ein Satz muss reichen.

Wer nicht denkt, wird gelenkt!

Die Stunde der Idioten

5000 in Stuttgart. 3000 in München. 1000 in Berlin.
Auch in anderen Städten regt sich Protest gegen, nein, nicht Corona, sondern gegen die Corona-Maßnahmen.
Leute, eng beieinander, vereint im Wissen, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelt.

Corona ist eine Erfindung von einigen wenigen bösen Menschen.
Einer heißt Bill Gates.
Er hat die WHO gekauft, und da er in Shoppinglaune war, das Robert Koch Institut gleich mit. Auch Professor Drosten wird aus seiner Schatulle bezahlt.
Angela Merkel ist übrigens die direkte Tochter von Adolf Hitler, die er in weiser Voraussicht einige Jahre nach seinem Tod zeugen ließ.
Sieht man ja auch irgendwie diese Ähnlichkeit. 

Nichts ist zu blöd als dass sich nicht Anhänger*innen dafür finden. Jede noch so krude Erklärung findet massenweise Zustimmung.
Selbst katholische Kardinäle begeistern sich für den Quark einer Weltregierung, die die gesamte Bevölkerung mit einer angeblichen Virengefahr hinters Licht führt.

Es ist zum Heulen und macht fassungslos.
Das Zeitalter der Aufklärung ist definitiv vorbei. Wir treten ein in eine Ära der Irrationalität, wo jede Verschwörungsexpert*in ihren Gehirnmüll öffentlich verbreiten kann.

Vom homo sapiens zum homo laberens. Was für Aussichten!
 

Übrigens ist Angela Merkel die Geliebte von Bill Gates, und gemeinsam haben sie…na, Ihr wisst schon.

Wind unter den Flügeln

Neulich hieß der Sonntag „Jubilate“ – Freuet euch!
Leichter gesagt, als getan!  Zuviel Notbetrieb. Zuviel Veränderungen und vor allem viel Unsicherheit, wohin wir als Land, als Welt in dieser besonderen Zeit steuern. Eine Stimme in meinem Kopf sagt: Hey, dir geht’s doch insgesamt gut! Warum lässt du den Kopf hängen?
Die Stimme hat ja eigentlich recht.
Was bin ich froh, in Deutschland zu leben.
Ich habe insgesamt den Eindruck, dass wir das alles recht ordentlich meistern hier mit dem Abstand und Mundschutz und so. Die Überlastung des Gesundheitssystems, wie es immer so schön heißt, ist wohl auch ausgeblieben. Dafür bin ich dankbar, aber zum Jubilieren ist mir dennoch nicht zu Mute. Ich merke, die „Lockerungen“, die aktuell eingeübt werden, lassen mich un-locker werden: Ist das nicht alles viel zu früh?
Was ist, wenn wir damit dem Virus doch wieder viel zu viel Raum geben, sich auszubreiten?
Okay. Ganz ruhig bleiben. Tief durchatmen.
Und so sitze ich hier Klostergarten in Bursfelde und staune gleichzeitig über das Wunder der Schöpfung! All das Grün, den Duft von Raps und Flieder in der Luft. Die Tulpen blühen. Die Pfingstrosen haben einen mächtigen Schub gemacht.  Es ist, als würde uns die Schöpfung mit aller Macht Hoffnung unter die schlappen Flügel der Seele pusten. Als würde die Schöpfung mit Paul Gerhard singen: Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit, an deines Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben (EG 503).
Das ist es doch, was meine Seele braucht, wenn es um Freude geht, oder? Ich will Gott spüren. Seine Gegenwart, seinen Schutz! Seine Stimme hören! Und hier ist sie. Nicht Natur, sondern Schöpfung!! Gottes Schöpfung!
Ich merke, ich kann selbst etwas dafür tun kann, Gott in meinem Alltag, in unserer Welt wahrzunehmen: z.B. Natur als Schöpfung zu begreifen.
Und wie genial ist die gerade um mich herum gemacht. Das ist der Wahnsinn!  Danke Gott! Danke, dass du mich in meiner Unsicherheit in diesen Garten der Hoffnung setzt!  Danke Gott, dass du so sichtbar da bist!
Ups. Da passiert gerade was. Ich fühl mich leichter, fröhlicher!  Jemand sagte mir mal, dass Gott zu loben ein Weg zur Freude ist.
Wie Paul Gerhardt singt: „Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen! (EG 503, Str. 12).
Die Benediktiner Mönche wussten: aus diesem Lob, dem „Neigen des Herzens“ ergibt sich erstaunlicherweise eine innere Gegenbewegung: Ich werde aufgerichtet! Mein Blickwinkel verändert sich. Ich bin ja gar nicht allein!
In aller Distanz, die wir zum Schutz einhalten, bin ich mit so vielen Menschen verbunden. In Liebe und Sorge, wie wir im Abendgebet in Bursfelde beten.
Darin liegt für mich ein Trost, der mich dann doch mit tiefer Freude erfüllt:  Jubilate!

Diakon Klaas Grensemann, Kloster Bursfelde

Kein Dank für Streber

Bislang sind wir Kirchenleute nicht als widerspenstig aufgefallen. Wir verbreiten keine Verschwörungstheorien oder fordern, dicht an dicht, unsere Freiheit und laufen auch nicht wie der Präsident mit dem plattgefahrenen Hamster auf dem Kopf ohne Mundschutz herum.

Im Gegenteil! Wir sind sozusagen de Streber*innen der Nation, befolgen alles hundertprozentig, was von den Behörden verordnet wurde.

Und der Dank dafür?

Wir werden behandelt wie ein Nest räudiger Kojoten.
Man misstraut uns offensichtlich.

In Geschäften gibt es den Mindestabstand und das Tragen von „Schnutenpullis“ (Hamburger Bezeichnung für Masken). In den Kirchen kommt die Vorgabe hinzu, dass jede Person 10qm an umgebenden Raum braucht. Überträgt man das auf alle anderen Einrichtungen, dann wäre Hannover voller Schlangen (und ich meine nicht die aus dem Garten Eden).

Am besten finde ich, dass man sich bei den Besuchenden des Gottesdienstes am Eingang nach Krankheitssymptomen erkundigen soll.
Warum nicht gleich eine Temperaturmessung oder die Forderung, die Zunge zu zeigen?

Deshalb schlage ich vor:
An den Kirchentüren werden Desinfektions-Sprühanlagen aufgebaut, die jede/n beim Betreten gründlich einnebeln.  Außerdem ist der Besuch nur nach vorheriger Anmeldung gestattet. Das ist doch ohnehin der Traum vieler Kolleg*innen:
„Guten Tag! Sie hatten reserviert?“
„Ja, eine Bank für zwei Personen.“ „Mit Abendmahl oder ohne?“
„Mit.“ „Wenn Sie mir bitte folgen würden.“

Gesungen werden darf ja nicht. Zu gefährlich. Manche plädieren dafür, sich aufs Summen zu verlegen.
Um letzte Gefährdungen zu minimieren, sollte das auch für die Predigt gelten.

Und gebetet wird selbstverständlich in die Armbeuge.

HoffnungHamstern

Kolja Wagner, aktiv im Kirchenkreis Ronnenberg und Teamer auf dem Konficamp in Wittenberg hat eine Botschaft geschickt, die zugleich ein kleines Zeitdokument ist.
Absolut ansehenswert!
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