Bi-Bu-Ba-Bihildung

Unsere Fachleute für Bildung scheinen Oberwasser zu bekommen. Mit ernsten Gesichtern verkünden sie der Öffentlichkeit, was sie sich für Kinder und Jugendliche ausgedacht haben. Der Schulbetrieb muss wieder laufen.
Dass sie mindestens zehn Jahre an digitaler Unterrichtsentwicklung verschlafen haben? Geschenkt!
Der Loop der Sonntagsreden a la „Bildung ist unser höchstes Gut“ läuft ungebrochen weiter. Nur getan wird nix! Warum auch? Ist doch alles so schön bunt hier!
Kinder und Jugendliche sollen lernen. Das muss ja wohl reichen.
Dass sie noch ganz andere Bedürfnisse haben, interessiert niemanden. Dass mit Corona der Prozess des Aufwachsens nicht einfach ausgesetzt ist, ist komplett aus dem Blick geraten.
Dass es neben formaler Bildung auch non-formale und informelle gibt, wird unterschlagen.

Dass Kinder und Jugendliche Zeit und Raum brauchen zum Experimentieren, dass sie herausfinden müssen, wer sie sind, fällt derzeit den neoliberalen Chorälen zum Opfer. „Kommt und lasst die Börse ehren.“   „Der du das Geld in Händen hast.“ 
Jaja, die Wirtschaft muss wieder laufen. Aber auf Kosten der Jungen?

Es kann doch nicht sein, dass ihnen die Ferien gekürzt werden sollen, „damit sie ihre Zeit sinnvoll nutzen.“  Es kann doch nicht sein, dass man ein Abitur verordnet, das letztlich die  veränderten, schwierigen Bedingungen einfach ausblendet. Die Jugendlichen machen das schon. Ganz bestimmt.
Es kann doch nicht sein, dass man die Schulen vorsichtig zu öffnen beginnt, es aber zur Jugendarbeit noch nicht einmal die kleinste Verlautbarung gibt.
Zählt anscheinend nicht! Ist nicht wichtig!

Corona ist ein Retrovirus.

Frauen fühlen sich gerade um 30 Jahre zurückgeworfen, weil sie aus wichtigen Bereichen verdrängt werden. Home-an-den-Herd-Office ist angesagt.

Kinder und Jugendliche sind wieder das, was sie in Erwachsenenaugen meistens sind: Problemfälle, die man in die Welt der Großen so zu integrieren hat, dass sie nicht stören.

Um aus einem Wort zum Sonntag zu zitieren: „Mit Verlaub, ich könnte kotzen!“

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