Verwirrende Nachrichten! Zwiespalt der Gefühle! Zwei Bewegte unterwegs. Jerusalem lassen sie hinter sich und mit der Stadt zugleich all ihre Erwartungen: der Mann, dem sie alles zugetraut haben, ist hingerichtet worden.
Nun kehren sie in ihr Dorf zurück, kehren zurück in ihr altes Leben. Aber Geschichten begleiten sie, seltsame Berichte, die sie nicht schweigen lassen. Einige Frauen aus ihrem Kreis haben berichtet, das Grab Jesu sei leer. Was bedeutet das? Sie reden und gehen, das hält die Trauer in Schach. Das bewahrt sie davor zu verstummen und zu erstarren.
Mit einemmal gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Er fragt nicht, ob er mit ihnen mitgehen darf – er tut es einfach. Er schweigt. Sie beachten ihn nicht. Dann mischt er sich in das Gespräch ein, fragt, hört zu. Sie antworten, ohne sich zu wundern, und berichten dem Fremden vom Tod Jesu, von ihren zerbrochenen Hoffnungen, aber auch von den Erlebnissen der Frauen am Grab. Trauer, Enttäuschung, Wut, Resignation, Fassungslosigkeit, Funken von Hoffnung, all das geht durch sie hindurch wie Windstöße durch ein Kornfeld und wirft ihr Inneres hin und her.
Sie bekommen kaum mit, was der Fremde ihnen sagt. Sie hören seinen Schriftauslegungen zu, ohne zu begreifen. Das Wort erreicht sie nicht. Ihr Denken bleibt trübe. Aber trotzdem tut ihnen die Gesellschaft des Fremden gut, und außerdem ist Gastfreundschaft in jener Gegend etwas Selbstverständliches.
Als sie ihr Dorf erreicht haben, bitten sie ihn, über Nacht zu bleiben. Sie setzen sich zum Abendessen. Und da geschieht es: der Fremde nimmt das Brot, dankt, bricht es und reicht es ihnen. In diesem Augenblick erkennen sie, wen sie vor sich haben.
Die Erzählung der Emmausjünger (Lukas 24, 13-35) berührt für mich alle Schichten von Ostern. Sie ist für mich noch lange nicht auserzählt. Ich entdecke immer wieder Neues in ihr.
Das Brotbrechen zum Beispiel: Eine ganz einfache Handlung. Nichts Großartiges, nichts Weltbewegendes. Eine Zeremonie des Alltags! Aber erst da geht den Emmausjüngern ein Licht auf.
Ostern ist so groß, so überwältigend neu, dass uns die Sprache dafür ausgehen kann. Manchmal reichen Worte nicht aus, um Menschen auf Gottes Gegenwart aufmerksam zu machen. Manchmal genügt eine kleine, ganz einfache Geste!
Für mich ist Ostern genau das: unfassbar gewaltig und zugleich unerhört schlicht. Möge uns allen ein Licht aufgehen und mögen unsere Herzen brennen, gerade in dunklen Zeiten!