Ein Lügenbaron

Dröhnnald Shrink, Präsident der Unvereinigten Staaten von Amerika (der Name wurde wieder einmal zum Schutz der Person geändert) wettert seit Wochen gegen die Briefwahl in seinem Land.
Diese wäre das Einlasstor für (natürlich muss ein Superlativ herhalten) den größten Wahlbetrug in der Geschichte.

Tja, die meisten Wähler und Wählerinnen, die Briefwahl beantragen werden, gehören zum demokratischen Lager. Und das gefällt Mr. Shrink gar nicht.

Wie ein Automat brettert Gröhnnald dem Volk  seine Botschaft unter die Schädeldecke. Täglich, stündlich der gleiche Quark.

Daneben unternimmt er alle Anstrengungen, die Post lahmzulegen, indem er ihr einen Chef vor die Nase gesetzt hat, der diese Behörde schwächt. Kurzerhand hat Louis DEJoy die Bezahlung sämtlicher Überstunden gestrichen, was die Briefabwicklung enorm verzögert.
Außerdem weigert sich Präsident Shrink, der Post im Zuge eines Corona-Hilfspakets zusätzliche Mittel zukommen zu lassen.

Denn Briefwahl ist von Übel, weil getrickst und gefälscht wird.

Der Präsident hat von einem Jahr seinen Wohnsitz nach Palm Springs in Florida verlegt. Vermutlich, damit er näher an seinen Golfplätzen ist.

 In Florida finden in der kommenden Woche die örtlichen Vorwahlen statt.
Dröhnnald und seine Frau Melanomia haben Briefwahl beantragt.

Wenn es einem da nicht den Atem verschlägt, wann dann?

Eilmeldung

Rücktritt
Donald Trump legt überraschend seine Amtsgeschäfte nieder und geht für 4 Jahre in ein Trappistenkloster.
„Ich habe mir als Buße auferlegt, vier Jahre zu schweigen,“ sagte der scheidende Präsident zum Abschied. Mehr wollte er nicht dazu sagen.

Impfstoff gegen Covid19-Virus gefunden
Der Kampf ist gewonnen. Der Impfstoff, an dem verschiedene europäische Firmen gearbeitet haben, kommt in der nächsten Woche in die Arztpraxen. Binnen 6 Monaten soll die Weltbevölkerung immunisiert sein.

Kampf dem CO2
Die Staaten der Welt verschärfen das Pariser Abkommen und verpflichten sich für radikalen Abbau der CO2-Emissionen. Der französische Präsident Macron dazu: „Wir haben endlich verstanden. Von nun an gibt es keine Kompromisse mehr.“

Reform
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ruft ein Jahr der Jugend aus. Die Landeskirche wird ihren Haushalt umschichten und einen beträchtlichen finanziellen Betrag speziell der Jugendarbeit zukommen lassen. Ziel ist, die Kreisjugenddienste und das Landesjugendpfarramt zu stärken.
Ein Insider aus dem Landeskirchenamt dazu: „Wir haben endlich verstanden. Von nun an gibt es keine Kompromisse mehr.“

Landregen in der nächsten Woche
Der Deutsche Wetterdienst prophezeit einen siebentägigen Landregen, der die dramatische Lage von Wäldern und Landwirtschaft deutlich entspannen wird. Gerechnet wird mit 100 Litern pro Quadratmeter.

Man wird doch wohl noch mal träumen dürfen.

Tante Rita

Meine Tante heißt Rita.
Zack, mit Nachnamen.
Rita Zack, ein Name, der Programm ist.
Das lässt einen gleich in Deckung gehen, weil man schon ahnt, was kommt:
bei Rita hat Humor keine Chance!

Tante Rita ist besorgt. Sie ist Pädagogin, und für diese Berufsgruppe ist Besorgtheit der Normalzustand. Weil der Mensch ja am Anfang noch keiner ist, sondern ihm erst mühsam beigebracht werden muss, was es heißt, ein Mensch zu sein. Der grobe Klotz ist zu formen. Er wird gebildet.

„Sitz gerade,“ sagt Tante Rita.
„Lass die Hände auf dem Tisch. Wir sind hie nicht in den Staaten.“

Seufz, Rita ist im Dauereinsatz und anscheinend findet sie auch an mir noch ausreichend Modellierpotential.
„Man führt die Tasse zum Mund und nicht umgekehrt.“

Naja, Lappalien. Wer nicht lehrt, der kommt aus der Übung. Und Übung macht bekanntlich den Meister. Oder den Bischof.

Die Sommerferien sind für Tante Rita eine Qual. Überall entdeckt sie junge Leute, die n. i. c. h. t. s. tun, sondern ungebildet in der Botanik hocken. Könnte man die nicht in den Ferien in die Schule schicken und sie etwas Sinnvolles machen lassen?
Und überhaupt: Lernen und Leben sind eins.

Jedenfalls für Tante Rita.

Lernen heißt: sich einen Stoff aneignen, den andere einem vorsetzen.
Andere Wege sind für sie undenkbar.
Oder die Vorstellung, dass auch junge Menschen längst komplette Menschen sind.
Dass sie ernstzunehmen sind und einen nicht-normierten Blick auf die Welt haben.

Binsenwahrheiten, ich weiß.
Aber bei Tante Rita ist das alles in die Binsen gegangen.
Sie weiß, was gut ist, während alle anderen um sie herum strunzdumm sind.
Das nennt man pädagogische Fehlhaltung.

Tante Rita doziert weiter, ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich werde ungeduldig.

„Nimm das Messer in die gute Hand.“
„Ach, halt doch die Klappe,“ sage ich.

Ein Gebet

Mein Gott,
steh mir bei!
Der Grund unter mir
ist brüchig geworden,
meine Füße suchen nach Halt,
so viel Vertrautes,
das mir fremd geworden ist,
ich verliere die Orientierung.
Wer bin ich?
Weiß ich das noch?
Wusste ich das je? 

Mein Gott,
Du stehst mir bei!
Du bist mein Grund,
in deinem Schatten finden meine Füße
den Halt, den sie brauchen.
Du bist mein Vertrauter,
ich kenne meinen Weg,
du weißt, wer ich bin,
und ich habe manchmal
zumindest eine Ahnung von mir,
das ist genug.

Mein Gott,
öffne mein Herz,
damit ich nicht pausenlos um mich kreise,
sondern wache Augen habe
für die Menschen, die mir begegnen.
Schenke mir Mut und Kraft,
dass ich nicht wegsehe,
wo ich hinsehen muss.
Mach mich zu einem deiner Funken.
Lass mich das Leben lieben
und niemals etwas ohne Liebe tun.

Alle schwitzen, manche schwatzen

Ja, es ist heiß, wirklich heiß, und das lässt sich nicht Petrus zuschreiben oder einer Laune der Natur. Schuld ist auch nicht nur der Bossa Nova (ich bitte um Vergebung für diesen niveaubarrierefreien Witz, den ohnehin nur ältere Semester verstehen), sondern, na, wer wohl, richtig: der Klimawandel.

Dort, wo es kalt sein sollte, ist es noch heißer als bei uns: 38 Grad wurden im sibirischen Werchojansk gemessen, normalerweise die kälteste Stadt der Erde.

Aber solange die Nordsee nicht in Hannovers Marktkirche dem Bischof übers Schuhwerk schwappt oder das Steinhuder Meer überflutet, bleibt die Bedrohung ungreifbar. Dabei ist Corona ein Kindergeburtstag dagegen.
Anscheinend sind wir nicht imstande, uns Gefahren vorzustellen, wenn wir sie nicht direkt spüren.
Das ist so etwas wie ein anthropologischer Defekt. Wir sind extrem gefahrenkurzsichtig. Da hilft auch Brille F. nicht weiter.

Und unsere Politiker*innen und Wirtschaftsleute haben zwar ihre Sprache verändert, aber nicht den Kurs. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier hat vor wenigen Tagen in der Klimaschutzpolitik Versäumnisse eingeräumt. Nun aber, bis 2050 soll sich alles zum Guten wenden.
Logo!
Das glauben wir dem Peter nun mal
so ganz und gar nicht!

Allerorten spielen unsere politischen und wirtschaftlichen DJs die Beschwichtigungsplatte, die in ihren Ohren einfach hitverdächtig zu klingen scheint. Mehr haben sie ja auch nicht auf Lager.
Also backen sie die immergleiche Version zusammen, pinseln eine schicke Lasur drauf und bringen das Ganze dann in Umlauf.
„Wir streben die CO2-Neutralität bis 2030 an…Ach, nee doch nicht, Versprecher, wir meinten 2050…Also, ähem, bis 2100 ganz bestimmt.“
Und so geht das im einlullenden Promise-Sound in einem fort.

Ich denke, es wird Zeit, etwas klarzustellen:

Wir schwitzen, und das ist verdammt beunruhigend.
Wir machen uns Sorgen.
Da braucht es keine Leute, die von grüner Zukunft schwatzen.

Spart euch die Mühe.
Ihr überzeugt uns nicht.

Und unsere Stimme könnt ihr 2021 auch schon mal vergessen!
So wahr ich nicht Altmaier heiße.

Was die Landesregierung verhindern will: Volksbegehren für Artenschutz in Niedersachsen

Allmählich wird ihnen mulmig. Das Volksbegehren läuft, und das gefällt den Politiker*innen der rot-schwarzen Koalition ganz und gar nicht.
Sie wollen es verhindern, denn sie haben doch ganz toll mit den Landwirten verhandelt, und schon bald, morgen quasi, wird das alles umgesetzt, und dann kann die Natur mal so richtig aufatmen, und alles, alles wird so schön wie in der Honigreklame von Langnese.

Böser, böser NABU. Einerseits verhandelt er mit, andererseits treibt er das Volksbegehren voran. Das ist voll gemein und hinterhältig.

Kann man so sehen.
Muss man aber nicht!

Die Landesregierung agiert nach der Methode Klöckner: „Wir setzen auf Freiwilligkeit.“
Das ist so als ob ich einen Pyromanen in einer Munitionsfabrik beschäftige und mit ihm aushandele, dass er erklärt, niemals wieder etwas anzuzünden.

So ist das nämlich mit der Freiwilligkeit. Die Landwirte erklären, die Regierung lobt sich selbst, ein schickes Papier wird erstellt und mit viel Brimborium präsentiert.
Ja, und das war’s dann.

Hat sich schon je eine Biene beschwert? Oder ein Auerhahn?  Oder eine Wegwarte?
Na, bitte, dann ist doch alles in Butter.

Frei und willig sind ein eher unglückliches Paar, das selten etwas auf die Reihe bekommen hat.
Besser ist, wir unterschreiben alle und machen Landwirtschaft und Politik mal richtig Beine.

Zusammen. Nicht alleine.

Hier geht es zum Volksbegehren

Ein Sommergedicht

Die Wolken knittern heute nicht,
sie sind aus bügelfreier Watte,
sie segeln langsam aus der Sicht,
wohin, ist ihnen völlig latte.

Sie haben weder Ziel noch Plan,
sie haben schlicht nicht vor zu bleiben,
so fangen sie denn damit an
und lassen sich gemächlich treiben.

Sie machen das schon sehr gekonnt,
die weißen Himmelsvagabunden.
Am Ende sind sie ganz durchsonnt
ins Blaue los und bald verschwunden.



Road To Nowhere

Also, wir wissen, wohin wir gehen,
aber wir haben keine Ahnung, wo wir sind…


Wir sind auf dem Weg nach nirgends,
los, kommt mit uns mit..


Vielleicht fragst du dich, wo du bist,
mir ist’s egal…

Fassungslos sehe ich die Bilder vom Zug der Lemminge zum Brandenburger Tor und muss an einen  Song der Talking Heads denken, der inzwischen 35 Jahre alt ist: Road To Nowhere. Den sollte man dem Treck der Unverantwortlichen unterlegen.

Esoterisch Angehauchte, Reichsbürger*innen, Fundi-Christ*innen, Pegida-Leute, Nazis, Stuttgart21-Gegner, Partysüchtige, Verschwörungstheoretiker*innen, Antisemiten,  junge Familien, Reggae-Freund*innen – Wahnsinn kann so bunt sein!
Sie alle eint, dass Überzeugungen wichtiger sind als Fakten und die Welt eben so aussieht, wie sie sie sich vorstellen (eine Scheibe). 20000 Vollpfosten, die das Virus (das es ja gar nicht gibt) nun in ganz Deutschland verbreiten. Schuld sind dann natürlich nicht sie, sondern die Juden und Bill Gates und überhaupt alle, die selbst denken.

„Wir, wir, wir sind die 2. Welle“ lautete einer der Sprechchöre. Das ist vermutlich richtig! Denn die Coronaleugner*innen standen dicht an dicht, ohne Mundschutz, der in ihren Augen ein Instrument der Unterdrückung ist.
Ob sie das Virus immer noch für eine Erfindung halten, wenn es sie befallen hat?
„Wir, wir, wir sind die 2. Welle“ – das ist so abgrundtief dämlich und asozial, dass es einem die Sprache verschlägt.

Vom homo sapiens zum homo insanus (insanus = wahnsinnig) ist es anscheinend nur ein Schritt.

Der Weg nach Nirgends zieht Hirntote scheinbar magisch an. „Egal, wohin, Hauptsache, wir sind in Bewegung.“

Bei allem Entsetzen gibt es auch gute Nachrichten. Diese Karawane der Vollverblödeten Deutschlands mag zwar erschreckend aussehen, doch es sind nur 20000 gewesen. Das ist ein kleiner Ölfleck im Meer der Klugheit. Unschön, aber nicht mehr.

Achten wir darauf, dass er nicht größer wird.

Was ist mit der Zukunft los?

Ach, die Zukunft hat auch schon bessere Tage erlebt. Früher war es entschieden leichter mit ihr. Da galten noch Sätze wie: Heute ist das Morgen, über das du dich gestern aufgeregt hast.

Aber so einfach ist das nicht mehr.

Zum Glück gibt es die EKD (ich meine nicht die Lebensmittelkette. Die heißt ja EDEKA). Die hat sich jetzt der Zukunft angenommen, nicht insgesamt, sondern mit Blick auf die Kirche.
11 Leitsätze hat sie formuliert – auf 15 Seiten. Thomas Mann wird sich vor Neid im Grabe herumdrehen.  Da werden die Leitsätze für Lesende rasch zu Leidsätzen (Tut mir leid, der Kalauer musste sein), zumal über die Sprache auch eine kräftige Seenebelbank getrieben ist.

Doch im Ernst. Ich möchte euch das Ganze in Kürze übersetzen, lutherisch derb. Ein knapper Kommentar wird jeweils angefügt.

1. Thema Öffentlichkeit: Zukünftig wird die Kirche bei gesellschaftlichen Prozessen weitestgehend die Fresse halten.
Kommentar: Klar – wo Kirche gesellschaftlich auch so überpräsent ist, entfaltet Schweigen eine besondere Wirkung.

2. Thema Frömmigkeit: Fromm ist, wer was weiß und das an die Ahnungslosen weitergibt.
Kommentar: Ein bißchen viel Kopf – dafür wenig Herz und keine Haltung.

3. Thema Mission:  Es soll wirklich geredet werden mit den Menschen da draußen im Lande.
Kommentar: Ob die Leute aus dem EKD-Raumschiff das hinkriegen, wo sie doch so bürgernah formulieren können?

4. Thema Ökumene: Wenn ihr Katholen uns gut findet, dann finden wir Evangelen euch auch gut. Wir wollen viel gemeinsam und viel ohne die machen, äh, also wie immer eigentlich.
Kommentar: Von den Katholiken lernen, heißt verlieren lernen. Gerade hat der Papst ein Papier unterzeichnet, das die Leitung von Gemeinden durch Laien untersagt.   

5. Thema Digitalisierung: Den guten alten Gemeindebrief kannste vergessen. Gut ist, was gesummt, Entschuldigung, gezoomt werden kann.  Und irgendwie kommt dann noch Analoges dazu, so dass wir beides verrühren können.
Kommentar: Das Medium ist die Message. Aber wir haben doch schon eine.

6. Thema Kirchenentwicklung: Es wird bunter und unübersichtlicher.  Zitat: Unverbunden agierende, selbstbezügliche Institutionen und Arbeitsbereiche auf allen kirchlichen Ebenen werden aufgegeben.
Kommentar: Hört, hört! Die EKD will sich selbst abschaffen.

7. Thema Zugehörigkeit: Scheißegal, ob du Mitglied bist oder nicht – Hauptsache, du kommst mal vorbei und machst mit.
Kommentar: Wenn das man nicht in die Hose geht und sich die letzten Mitglieder auch noch verabschieden, wo man doch alles umsonst haben kann.

8. Thema Mitarbeitende: Unser Personal ist kacke und muss unbedingt geschult werden. Ehrenamtliche können auch was, ja, eigentlich mindestens so viel wie unsere schrottigen Beruflichen.  
Kommentar: Gegen neoliberales Denken scheint es EKD-intern noch immer keinen Impfstoff zu geben.

9. Thema Leitung: Genug gelitten! Leitung soll nicht leiten, sondern Rahmen klöppeln, nach innen viel reden und nach außen den großen Profilmax markieren.
Kommentar: Am Ende sehnt man sich doch nach einem Papst, und wenn man den schon nicht kriegen kann, dann wenigstens nach einer Margotkäßmann.

10. Thema Strukturen: Der verfetteten Verwaltung geht es jetzt an den Kragen, die muss schlanker werden. Und die steifgewordenen Gemeinden kriegen einen Yoga-Kurs verpasst, so dass sie mit jedem neuen gesellschaftlichen Trend mithalten können.
Kommentar: Lustig, dass ausgerechnet die EKD von zu viel Verwaltung spricht.

11. Thema EKD/Landeskirchen:  Wir machen unseren Traum jetzt wahr! Die EKD an die Macht!
Kommentar: Ich hätte da einen ganz anderen Vorschlag, mit dem sich sehr viel Geld einsparen ließe.

Übrigens, ist es euch aufgefallen?
In den Leitsätzen findet sich nicht ein Satz zu Kindern und Jugendlichen, und das beim Thema Zukunft.
Ich glaube, die Zukunft hasst Leute, die ihr vorschreiben wollen, wo es langgeht und zugleich noch heimlich davon träumen, sie in den Griff zu bekommen.

So ist nur Folgendes noch zu bemerken:

Zum Glück entdeckte die Zukunft gerade noch rechtzeitig, was man mit ihr vorhatte, und entschwand aus den Hallen der EKD und nahm die Gegenwart gleich mit. So war die EKD von einem auf den anderen Tag Vergangenheit.