Rede an Norwegens Jugend

Minister für Gesundheit und Pflege sagt Danke.
Eine motivierende Rede für alle, die die Situation von Kindern und Jugendlichen in diesen Zeiten ernstnehmen.

Unser Schatz…

…lässt sich ökonomisch nicht verwerten.

Wir wissen, dass Leben unverfügbar ist, zerbrechlich und unkontrollierbar.
Wir wissen, dass nicht wir die Macher sind oder die Bewahrerinnen.
Wir wissen, dass wir uns nicht absichern können, egal wie viele Versicherungen wir auch abschließen mögen.

Wir leben auf Vertrauen hin, manchmal auf der Rasierklinge balancierend, voller Zuversicht, dass wir nicht ins Bodenlose stürzen können. Selbst dann nicht, wenn die Lage ganz finster zu sein scheint.

Die Schönheit des Lebens besteht darin, dass es keinen Zweck erfüllt. Es steht für sich.

Das wissen wir, und das müssen wir auch sagen!

Wir müssen einklagen, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf ihre Räume haben; dass sie mehr sind als Zahnräder im stotternden Wirtschaftssystem.
Sie brauchen Kontakt, sie müssen sich ausprobieren. Unverzweckt und so gar nicht nutzbringend.

Das nennt man übrigens Freiheit.

„Niemand soll Dich wegen Deiner Jugend gering schätzen“

„Niemand soll Dich wegen Deiner Jugend gering schätzen“, so schreibt Paulus an Timotheus im neuen Testament.
Generationenkonflikte scheinen zum Menschsein dazu zu gehören. „Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft,“ so schrieb schon Sokrates.
Soweit also alles normal, wenn die Interessenlagen unterschiedlicher Generationen aufeinandertreffen. Aber was wir im Moment erleben ist beispiellos in der Geschichte. Kinder- und Jugendliche, die „junge Generation“ verzichtet zugunsten und aus Liebe zu der Generation ihrer Eltern und Großeltern auf ihre Freiheit.

In einer so wichtigen Lebensphase fällt so mancher 18. Geburtstag ins Wasser, Abibälle fallen aus, Sportaktivitäten sind kaum mehr möglich, Konfirmationen verschoben. Wenn ich mich selber an diese Zeit zurückerinnere, war jeder Tag meiner Jugend für meine persönliche Entwicklung ungeheuer wichtig. 2 Monate waren eine Ewigkeit. 8 Wochen Lockdown haben die Jugendlichen weitestgehend ohne Protest dagegen hingenommen. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.

Und jetzt? Wir fahren unsere gesellschaftlichen Aktivitäten, vielleicht sogar zu schnell, wieder hoch. Die Kriterien dafür machen deutlich, Kinder- und Jugendliche bekommen ihre Freiheiten nur dann zurück, wenn es um eine gesellschaftliche oder volkswirtschaftliche Verwertbarkeit geht. Die Perspektive richtet sich nicht an ihren sozialen Bedürfnissen aus, sondern an der Frage, wie ihre gesellschaftliche Nützlichkeit möglichst aufrecht erhalten werden kann. Wie erklären wir unseren Kindern, dass Gottesdienste wieder stattfinden, die Jugendgruppe aber verboten bleibt. Die Bundesligaclubs spielen weiter, die Saison der Kids aber wird abgebrochen. Wo öffnen wir den Kindern und Jugendlichen wieder – mit dem gebotenen Abstand – Räume, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. In Jugendtreffs, an Lagerfeuern, am See, in Sportvereinen und in Skateparks, …

Wir sollten über die Verhältnismäßigkeit der möglichen Lockerungen besser nachdenken.

Dabei stelle ich die Grundsätzlichkeit der getroffenen Entscheidungen nicht in Frage. Diese Pandemie ist eine außergewöhnliche Lage und bedarf natürlich auch außergewöhnlichen Gegenmaßnahmen. Die an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichteten Quarantäneeinschränkungen sollten wir nicht, wie es so einige Verschwörungstheorethiker im Moment tun, in Frage stellen.

Diese sinnvolle Ausrichtung an wissenschaftlichen Erkenntnissen macht aber ein weitere Dissonanz zwischen den Generationen hörbar. Wenn wir unsere Wirtschaft wieder hochfahren, dann müssen wir auch beim Klimaschutz den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen. Sonst könnte es sein, dass wir ein weiteres Mal die Bedürfnisse der jungen Generation auf dem Altar des Kapitalismus opfern.

Ich vertraue da auf die Zusage Gottes unserer menschlichen Fehlbarkeit zum Trotz: „Ich will gedenken an meinen Bund, den ich mit dir geschlossen habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten“. (Hesekiel 16,60)
Amen

Michael Hinrichs, Evangelische Jugend Wesermünde

Bitte warten

Ich bin beim Bäcker und muss draußen bleiben. Es darf immer nur eine Person in den Laden.
Dann komme ich an die Reihe. Ich nenne, was ich will und soll schließlich bezahlen. Mit Karte entscheide ich.
Kein Problem.
Doch ein Problem.
Das Gerät lädt nicht. In diesem Moment will ein Mann den Laden betreten.
„Halt“ sage ich, „es darf immer nur eine Person nach innen.“
Der Mann tritt einen Schritt zurück.

Die Frau an der Kasse schaut auf die Maschine. „Bitt warten!“ sagt sie laut.
„Oh,“ sagt der Mann draußen und tritt noch drei Schritte zurück, verschwindet aus der Sicht.
„Ich meinte doch das Gerät“, sagt die Frau.
Wir fangen an zu lachen.

Wichtig – weniger wichtig

Eigentlich seltsam, dass eine Person oder Gruppe, die für einen bestimmten Bereich verantwortlich ist, Leitung genannt wird. Man denkt unwillkürlich an Telegrafenmasten, die unschön in der Landschaft herumstehen.  Oder an Rohre, an Kanalisation. Da wird manches durchgespült, in das man nicht reintreten möchte.

Hut ab vor denen, die sich so etwas freiwillig antun.

Das meine ich ehrlich!
Irgendjemand muss ja diesen Sch…job erledigen. Es hat ein bißchen etwas von Märtyrertum.

Solche Leitungen spülen nicht durch, sie entscheiden.

Im Augenblick haben sie eine Menge an Entscheidungen zu fällen. Fällen erinnert mich an Bäume umlegen, an Kahlschlag.

Man kann der Falle des Fällens möglicherweise entkommen, indem man empfiehlt.
So wird nun überall ganz viel empfohlen.

Naja, fast überall.

Die Politik bleibt beim Dirigieren, allerdings so wild und bunt, dass die Kapellen alle Punk spielen.

Ansonsten gilt: entscheidest du noch oder empfiehlst du schon?

Empfehlen ist gut, weil man einen Freiraum erhält, selbst zu bestimmen, was möglich ist.
Auch in unserem Bereich sind Empfehlungen veröffentlicht worden.
Zur Konfirmandenarbeit zum Beispiel. Das ist gut so, weil die Ungewissheit damit ein Stück weit beseitigt ist.
Es kann also losgehen.
Endlich!

Empfohlen wird, die Konfirmationen zu verschieben.
Ja, das ist sinnvoll.
Notwendig sei, über die Zeit bis zur Konfirmation intensiven Kontakt zu den Konfirmandinnen und Konfirmanden zu halten.

Wäre das nicht jetzt der Auftritt der Jugendarbeit? Könnte sie nicht mit dem Konfir eine  spannende Allianz eingehen und weiterführen, was im Konfir eben nicht möglich ist?
Wenn erst im nächsten Jahr gefeiert werden kann und die Konfi-Zeit eigentlich zu Ende ist, fällt mir keine bessere Möglichkeit ein, Kontakt zu halten als durch die Jugendarbeit.

Jetzt müsste man einen Blick in die Handlungsempfehlungen für die Jugendarbeit werfen. Aber dieser Wurf geht ins Leere. Es gibt sie nämlich nicht – die Empfehlungen, meine ich.
Seltsam!

Bis sie erscheinen, werde ich mir weiterhin meinen Trinkbecher mit den Kolleg*innen teilen und auf Ghetto-Ghetto-Umarmungen nicht verzichten.

Darauf die Bussi-Faust. Ehrenwort!

Ein Haufen Blödsinn

Der Mai macht high! Zumindest alles, was Grün trägt.
Damit meine ich nicht so sehr Pulloverträgerinnen, sondern eher die Blatt-Träger.
Alles, was irgendwie nach Pflanze aussieht, katapultiert sich aus dem Boden, schießt in die Höhe und breitet sich aus so weit wie möglich.
Der Bommerlunder blüht, und der kleine Feigling treibt kräftige Triebe aus.
Nebenan hockt mein Nachbar, der alte Jägermeister, im Gebüsch, um angezogen auf Nacktschnecken zu schießen.
Aperol heute noch welche erlegen wird?
Nun ja, das Handwerk des Waidmanns ist nicht so sehr meins.

Ich vertiefe mich lieber in die Geschichte von Covid und Goliath. Wer sie nicht kennt: Goliath ist ein mächtiger und überall gefürchteter Krieger, so eine Art Rambo 2.0, der gegen den kleinen Covid antreten soll. Der macht dann dank seiner Virenschleuder ratfatz kurzen Prozess mit der muskelbepackten Dumpfbacke.

Unterschätzt die Kleinen nicht!

Ach, und wer es noch nicht gewusst hat: Die heilige Corona ist die Patronin des Geldes, der Fleischer und Schatzgräber.
Jetzt wundert mich nichts mehr. Geld – Fleischer und Schatzgräber. Alles klar!

Mein Nachbar, der Herr Martin, ist inzwischen aus dem Gebüsch gekrochen und hat die Flinte an die Hollywoodschaukel gelehnt.
„Na, Remy,“ rufe ich, „was erlegt?“
„Verdammte Schnecken,“ schimpft er, „dagegen kommt man kaum an. Das sind  Zustände wie in Soltau und Gomorrha.“
„Aalborg hat seine Zeit,“ sage ich, „kein Aalborg hat seine Zeit .
Remy kratzt sich am Kopf: „Ich finde, es fühlt sich an wie kurz vor der Absinth-Flut.“

Was soll ich darauf noch sagen?
Prost!

Respekt und ein Eis in der Waffel

Ich habe mich gut vorbereitet. Schon vor Wochen hatte ich in einem sozialen Projekt in Hannover Masken bestellt, deren Preis kostenlose Masken für andere mitfinanziert. Pünktlich vor der Maskenpflicht kam der dicke Brief.

Am Tag 2 der Maskenpflicht will ich morgens los. Erst noch etwas in der Stadt besorgen und dann ins Büro. Alles ist ungewohnt nach so viel Zeit des #stayathome.
Der Aufbruch morgens gerät etwas holperig. Prompt habe ich sie vergessen, meine Stoffmaske. Und nun? Ich steuere die nächste Apotheke an und kaufe mir eine Maske mit Filter. Ziemlich teuer. Aber so ausgestattet komme ich in die geplanten Geschäfte und durch den Tag. Gegen Abend scheint die Sonne so schön, dass ich nicht gleich in die U-Bahn steige, sondern beschließe, zu Fuß durch die Stadt zum Bahnhof zu gehen. Die Maske ist in meiner Tasche. Ich bin ja draußen unterwegs.

Die Eisdielen haben geöffnet. Soll ich oder soll ich nicht? Ich schaffe es noch, an der ersten vorbei zu gehen – die Schlange ist mir zu lang. Aber vor dem Bahnhof ist es so weit: Jetzt eine Kugel vom Lieblingseis. Als ich es in der Hand halte realisiere ich mein mitgekauftes Problem: Wie ich ja weiß, muss ich vom Stand weggehen, um das Eis zu essen. Ein großes Schild weist mich darauf hin.

Ich gehe los. In Richtung U-Bahnstation Hauptbahnhof. Mit dem Eis in der Hand durch den Bahnhof. Und nun? Es war mir noch nie so unangenehm, ein Eis zu essen. Um mich herum Menschen mit Masken im Gesicht. Ich esse mein Eis. Strecke die Zunge raus und lecke das köstlich süße kalte Sahnegemisch. Aber: Darf ich das eigentlich? Mir wird immer klarer, dass das eigentlich so nicht geht. Was symbolisiert das, was ich da gerade tue in diesen Zeiten? Immer unsicherer gehe ich zu U-Bahnstation. Schon tut sich die nächste Frage auf: Ob ich es schaffen werde, das Eis zu essen, bis die U-Bahn kommt? Das ist ja schon lange nicht erwünscht bzw. verboten: Eis essen in den Zügen der U-Bahn. Unten angekommen sehe ich eine andere Person, die in ihr Schnell-Mittag oder -Abendessen beißt und atme leicht auf. Ich bin nicht die Einzige. Früher war das ganz normal. Wie oft, habe auch ich schon den aufgestauten Hunger unterwegs in U-Bahn oder Zug gestillt und etwas getrunken oder gegessen! So richtig gut angefühlt hat sich das selten. Mit Maske geht das nicht. Mir wird klar: Ohne eigentlich auch nicht: Es fühlt sich nicht gut an.

Und ehrlich: Es hat auch mich schon richtig genervt, wenn es irgendwo im Bus, im Zug oder in der U-Bahn penetrant nach so einem Schnell-Futter gerochen hat. Mal ganz zu schweigen von klebenden Fußböden und anderen Spuren zuckerhaltiger Getränke, stinkenden Bierdosen, Krümeln, Essensresten und allem dazugehörige Müll. Nervt irgendwie. Jetzt weiß ich, was mich daran stört: Es hat etwas Respektloses vor den Mitreisenden. Die Grenzen des Innen und Außen verwischen. Essen hat auch etwas Intimes. Ist es gut, dass andere mir beim Essen zugucken müssen? Gehört das überall in den öffentlichen Raum und in die Bahn?

Maskenpflicht im ÖPNV – und ja, auch im Bahnhof  – ist ein sinnvolles Lehrstück für Respekt. Vor mir selbst und anderen. In Zukunft nehme ich mir die Zeit und suche mir einen guten Ort zum Essen. Was ich zukünftig auf Reisen esse und trinke, werde ich mir nochmal genau überlegen. Das noch fremde Tragen von Masken kann uns einiges lehren: Unter anderem Respekt vor anderen und vor mir selbst.

Cornelia Dassler, Landesjugendpastorin

Das Maß der Menschlichkeit

Es ist schon wundersam, dass sich in der Regel die Dümmsten für die Klügsten halten. 

Ja, es soll, wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert, in einem fernen großen Land einen Präsidenten geben, der das an jedem neuen Tag der Öffentlichkeit kundtut: natürlich nicht, dass er der Dümmste ist.

Dummheit ist nichts, was man belächeln kann. Man muss sie fürchten.
Dummheit ist auch keine Frage der Gene.
Es gibt viele „einfache“ Menschen, die sehr klug und viele Intellektuelle, die strunzblöd sind.
Oder feige.
Oder armselig selbstbezogen.

Hannah Arendt, die große unerschrockene Philosophin, hat einmal scharf umrissen, was unsere Menschlichkeit gefährdet.

Fehlendes Mitgefühl ist es nicht.

„Man könnte wohl sagen, dass die lebendige Menschlichkeit eines Menschen in dem Maße abnimmt, in dem er auf das Denken verzichtet.“

Darüber ließe sich viel sagen.
Aber ein Satz muss reichen.

Wer nicht denkt, wird gelenkt!

Die Stunde der Idioten

5000 in Stuttgart. 3000 in München. 1000 in Berlin.
Auch in anderen Städten regt sich Protest gegen, nein, nicht Corona, sondern gegen die Corona-Maßnahmen.
Leute, eng beieinander, vereint im Wissen, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelt.

Corona ist eine Erfindung von einigen wenigen bösen Menschen.
Einer heißt Bill Gates.
Er hat die WHO gekauft, und da er in Shoppinglaune war, das Robert Koch Institut gleich mit. Auch Professor Drosten wird aus seiner Schatulle bezahlt.
Angela Merkel ist übrigens die direkte Tochter von Adolf Hitler, die er in weiser Voraussicht einige Jahre nach seinem Tod zeugen ließ.
Sieht man ja auch irgendwie diese Ähnlichkeit. 

Nichts ist zu blöd als dass sich nicht Anhänger*innen dafür finden. Jede noch so krude Erklärung findet massenweise Zustimmung.
Selbst katholische Kardinäle begeistern sich für den Quark einer Weltregierung, die die gesamte Bevölkerung mit einer angeblichen Virengefahr hinters Licht führt.

Es ist zum Heulen und macht fassungslos.
Das Zeitalter der Aufklärung ist definitiv vorbei. Wir treten ein in eine Ära der Irrationalität, wo jede Verschwörungsexpert*in ihren Gehirnmüll öffentlich verbreiten kann.

Vom homo sapiens zum homo laberens. Was für Aussichten!
 

Übrigens ist Angela Merkel die Geliebte von Bill Gates, und gemeinsam haben sie…na, Ihr wisst schon.

Wind unter den Flügeln

Neulich hieß der Sonntag „Jubilate“ – Freuet euch!
Leichter gesagt, als getan!  Zuviel Notbetrieb. Zuviel Veränderungen und vor allem viel Unsicherheit, wohin wir als Land, als Welt in dieser besonderen Zeit steuern. Eine Stimme in meinem Kopf sagt: Hey, dir geht’s doch insgesamt gut! Warum lässt du den Kopf hängen?
Die Stimme hat ja eigentlich recht.
Was bin ich froh, in Deutschland zu leben.
Ich habe insgesamt den Eindruck, dass wir das alles recht ordentlich meistern hier mit dem Abstand und Mundschutz und so. Die Überlastung des Gesundheitssystems, wie es immer so schön heißt, ist wohl auch ausgeblieben. Dafür bin ich dankbar, aber zum Jubilieren ist mir dennoch nicht zu Mute. Ich merke, die „Lockerungen“, die aktuell eingeübt werden, lassen mich un-locker werden: Ist das nicht alles viel zu früh?
Was ist, wenn wir damit dem Virus doch wieder viel zu viel Raum geben, sich auszubreiten?
Okay. Ganz ruhig bleiben. Tief durchatmen.
Und so sitze ich hier Klostergarten in Bursfelde und staune gleichzeitig über das Wunder der Schöpfung! All das Grün, den Duft von Raps und Flieder in der Luft. Die Tulpen blühen. Die Pfingstrosen haben einen mächtigen Schub gemacht.  Es ist, als würde uns die Schöpfung mit aller Macht Hoffnung unter die schlappen Flügel der Seele pusten. Als würde die Schöpfung mit Paul Gerhard singen: Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit, an deines Gottes Gaben. Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben (EG 503).
Das ist es doch, was meine Seele braucht, wenn es um Freude geht, oder? Ich will Gott spüren. Seine Gegenwart, seinen Schutz! Seine Stimme hören! Und hier ist sie. Nicht Natur, sondern Schöpfung!! Gottes Schöpfung!
Ich merke, ich kann selbst etwas dafür tun kann, Gott in meinem Alltag, in unserer Welt wahrzunehmen: z.B. Natur als Schöpfung zu begreifen.
Und wie genial ist die gerade um mich herum gemacht. Das ist der Wahnsinn!  Danke Gott! Danke, dass du mich in meiner Unsicherheit in diesen Garten der Hoffnung setzt!  Danke Gott, dass du so sichtbar da bist!
Ups. Da passiert gerade was. Ich fühl mich leichter, fröhlicher!  Jemand sagte mir mal, dass Gott zu loben ein Weg zur Freude ist.
Wie Paul Gerhardt singt: „Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen! (EG 503, Str. 12).
Die Benediktiner Mönche wussten: aus diesem Lob, dem „Neigen des Herzens“ ergibt sich erstaunlicherweise eine innere Gegenbewegung: Ich werde aufgerichtet! Mein Blickwinkel verändert sich. Ich bin ja gar nicht allein!
In aller Distanz, die wir zum Schutz einhalten, bin ich mit so vielen Menschen verbunden. In Liebe und Sorge, wie wir im Abendgebet in Bursfelde beten.
Darin liegt für mich ein Trost, der mich dann doch mit tiefer Freude erfüllt:  Jubilate!

Diakon Klaas Grensemann, Kloster Bursfelde