Ungelöstes

Das Leben steckt voller Rätsel, besonders wenn man auf die Sprache achtet (ohne sie gäbe es ja auch nix zu sagen).
Gestern bestellte ich mittags eine Flasche Mineralwasser, und die Kellnerin fragte, ob es ein stilles  sein solle. Das brachte mich ins Nachdenken.
Der Gegensatz von still ist laut. Hätte ich also sagen müssen: „Nein, ich möchte ein lautes Wasser.“? Oder ein lärmendes Wasser? Ein Wasser mit Klang? Ein Wasser, das spricht?
Im NIederländischen heißt es met prik, was sich sehr frei als mit Schmackes übersetzen ließe.
„Ein Wasser mit Wumms, bitte.“ Aber das erinnert zu sehr an unseren Finanzminister.
Ich hab’s! Beim nächsten Mal bestelle ich ein „Wasser mit 80 Dezibel,“ dann bekomme ich garantiert kein Stilles.

Wo wir gerade beim Trinken sind, können wir auch gleich zum Essen übergehen, genauer gesagt zum Reis.
Neben Basmati (ich bin immer geneigt, Asthmati zu sagen), kann man bekanntlich ja auch Duftreis, Risotto oder roten Reis kaufen. Und dann steht auch ein Sortiment im Regal, um das ich bislang immer einen Bogen gemacht habe: Wilder Reis.
Puh, klingt gefährlich! Was passiert, wenn ich die Packung öffne? Werde ich dann angefallen und zerfleischt?
Das Gegenteil von wild wäre gezähmt oder domestiziert. Vielleicht sollte ich danach mal fragen oder „Haben Sie auch Hausreis?“

Tja, jetzt den richtigen Übergang finden. Schwer, schwer!
Irgendwie lande ich am Ende immer beim Donald, dem alten Trumpeter, der unbestreitbar zu den lauten Wassern gehört und sich auch als wilder Reis ziemlich gut machen würde…
Ich möchte ihm nichts Schlechtes nachsagen und schon gar nicht verunglimpfen. Im Gegenteil!
Ich würde ihn gerne mit voller Überzeugung und Bewunderung verglimpfen!


Wenn ich nur wüsste, was das bedeutet.

Eisbären und Himbeeren

Jair Bolsonaro hat’s erwischt. Der brasilianische Präsident, der nur in einem groß ist, nämlich im Leugnen von Corona, hat sich infiziert.

Hat lang gedauert.

Schließlich hat er auf alle Abstandsregelungen und Schutzmaßnahmen gepfiffen.
Die Wirklichkeit lässt sich nicht schönlügen.

Aber die BolsonarosTrumpsundJohnsons dieser Welt versuchen das weiterhin und torkeln wie im Fieberwahn durch ihre Tage.
Sie haben so oft gelogen, dass sie mit dem Wort Wahrheit nichts mehr anfangen können.
Es ist nicht überraschend, dass die USA, Brasilien und Großbritannien führend in den Pandemiezahlen sind: die meisten Erkrankungen, die meisten Toten – „Make Corona great again“.

Wenn Politiker an der Spitze stehen, die alles vereinfachen wollen, wird‘s kompliziert – und desaströs.

Die Wirklichkeit mag uns nicht immer schmecken, aber es hilft nicht, sich aus ihr zu verabschieden in Verschwörungstheorien, rassistische Überlegenheitsträume oder esoterischen Quark. So etwas tun vielleicht Feiglinge, aber niemand mit noch wenigstens einem Funken Verstand und Ehrgefühl.

Wer die Wirklichkeit leugnet, bringt andere in Gefahr.
Sich selbst auch.
Bolsonaro ist Risikopatient.

Jeder Tag bietet neue Herausforderungen. Wir können uns die Wirklichkeit nicht zurechtbiegen, aber wir können sie verändern.
 Das ist besser, als sich und anderen etwas vorzumachen.

Ich hätte ich mir nie träumen lassen, einmal Franz Josef Strauß zu zitieren, den ehemaligen CSU-Vorsitzenden und bayerischen MInisterpräsidenten. Aber vielleicht verstehen die Wirklichkeitsleugner dann, was gemeint ist:

„Wenn ich eine rosa Brille aufsetze, wird aus einem Eisbären trotzdem keine Himbeere.“
Jair, Donald, Boris, so ist es!

Die kommunizierende Schöpfung

Ich lese mich ein wenig wahllos durch die Psalmen und lande irgendwann beim 19.
Ich stocke, nachdem ich die ersten fünf Verse überflogen habe und kehre zu ihnen zurück.

Jetzt noch einmal – und zwar ganz langsam:
Psalm 19
2) Der Himmel erzählt die Herrlichkeit Gottes, und das Firmament verkündet das Werk seiner Hände.
3) Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht tut es der anderen kund,
4) ohne Sprache, ohne Worte, mit unhörbarer Stimme.
5) In alle Länder hinaus geht ihr Schall, bis zum Ende der Welt ihr Reden.

Das ist ein ganz anderer Blick auf die Welt als der gegenwärtige. Dem geht es letztlich nur um die Verwertbarkeit von allem, was da ist. Selbst Menschen fallen ihm zum Opfer. Das Goldene Kalb von heute heißt „Wohlstand“. Er ist auf Blut gebaut. Inzwischen zerrüttet er auch die Gesellschaften, die lange von ihm profitierten.

Wir müssen den Kurs ändern.
Aber ist das überhaupt noch möglich?

Ja, wenn wir die Perspektive wechseln.

Psalm 19 zeigt uns an, in welche Richtung es gehen kann, ohne dass wir dabei zu Vergangenheitsverklärern werden.

Die wenigen Verse entwerfen ein ganz anderes Bild von der Erde. Sie ist eine Echokammer Gottes. Sie ist ein fortlaufender Verkündigungsprozess, der in unterschiedlichen „Sprachen“ von Gott erzählt.

Die Erde ist mehr als ein Biosystem. Sie ist Schöpfung, und Schöpfung ist nicht stumm. Sie hat uns etwas zu erzählen, wenn wir uns den Raum geben, ihr zuzuhören.

Es braucht unsere Aufmerksamkeit.

Eine solcher Perspektivwechsel ist nicht die Lösung, aber ihr Anfang.
Kleine Schritte reichen nicht mehr.
Jetzt wird es Zeit für die großen!

J

Sieht ziemlich verlassen aus, dieses J.
Überhaupt gehört es zu den vernachlässigten Buchstaben im Alphabet.
Oft wird es bei Aufzählungen überschlagen, da es sich leicht mit dem I verwechseln lässt.

Seit kurzem ziert es nun das Schild zu unserem Sitzungsraum, der vorher Raum 220 war.
Damit hatte er eine Ausnahmestellung im ganzen Haus. Denn alle anderen Sitzungsräume werden mit Buchstaben benannt.

Das Laju tanzt nun nicht mehr aus, sondern brav zurück in die Reihe.

Ich gestehe, ich bin ein Bewahrer. 220 klingt irgendwie nach mehr als ein schnödes J.
In den letzten Tagen bin ich häufiger daran vorbeigelaufen. Und jedes Mal krampfte sich mir das Herz zusammen vor Mitleid. Armes, einsames J!
Schließlich konnte ich es nicht länger ertragen. Das J brauchte Gesellschaft.
So habe ich gestern ein „ürgen“ dahintergeklebt.

Sieht viel besser aus.

Wir treffen uns bei Jürgen klingt irgendwie prägnanter. „Jürgen-Julia“ passte leider nicht. Zu wenig Platz. Aber um nicht einseitig zu werden, kann aus Jürgen irgendwann Julia werden.
Und auch sonst bieten sich noch jede Menge Möglichkeiten: Wir treffen uns im Juli oder auf dem Jahrmarkt. Wir tagen in Jerusalem, in Japan oder Jesteburg, im Januar, im  Juni und auch am Jangtsekiang.

Wenn die Verwaltung mich machen lässt, wird mir noch allerhand einfallen.

Jarantiert

Gabriel

Nicht den Erzengel meine ich, sondern Sigmar, den Bonsai-Schröder aus Goslar. Der ist ja bekanntlich nicht mehr in der SPD tätig, aber immerhin noch ihr Mitglied.

Scheint aber keine große Rolle zu spielen.

Eben noch Kämpfer für die Ausgebeuteten, jetzt Angestellter beim Ausbeuter.
Clemens Tönnies, der Billigfleischpirat und letzte Sargnagel von Schalke 04, der seine Arbeiter unter miesesten Bedingungen schuften lässt, dieser Tönnies hat den Siggi gebeten, ihm einen Gefallen zu tun.

Der hat sich nicht lumpen lassen.

Hat er gern gemacht, gegen eine kleine Aufwandsentschädigung: 10.000,-€ im Monat plus vierstelliger Betrag für jeden Reisetag.

Da kann man schon mal großzügig über die Werte hinwegsehen, für die man (angeblich) jahrelang eingetreten ist.
S.G. hat auch eine Erklärung parat. „“Für normale Menschen sind 10.000 Euro viel Geld. Aber in der Branche ist das kein besonders hoher Betrag. Ich bin kein Politiker mehr.“
Heißt das: meine Überzeugung war gar keine? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing?

Muss es wohl.

Gabriel ist zur Zeit dabei, ein ganzes Repertoire an Liedern einzuüben: Deutsche Bank, die US-Politikberatungsfirma „Eurasia Group“, Siemens Energy und vieles mehr.

Er wird, aus der Sicht von normalen Menschen, unglaublich viel Geld verdienen.

Soll er!
Meine Verachtung bekommt er gratis.

Kreativer Widerstand

So möchte ich es nennen, wenn ich an die neuen Angebote evangelischer Jugendarbeit denke.
Die Lähmung hat sich gelöst, die Einfälle sprudeln wieder. An vielen Orten entstehen momentan spannende Ideen, die auch noch umgesetzt werden. 🙂

Wenn ich auf dieser Seite z.B. auf „Sommerprojekte“ gehe, finden sich dort Maßnahmen, die es so sonst nicht gegeben hätte.

Das ist großartig!

Ein Dankeschön an alle, die nicht aufgeben, sondern sich auf den Weg machen.
Schickt uns, was euch eingefallen ist und teilt es mit anderen.

Wir sind lebendig!
und wie!

Stille

Sie verlässt uns allmählich. Die Aktivitäten nehmen zu. Die Straßen sind längst wieder in Blech gegossen, am Himmel werden Kreuze ins Blau geritzt. Die Orte verlieren ihre eigene Stimme. Das laute Leben kehrt zurück.
Was haben wir uns danach gesehnt!
Da kommt es mir fast wie ein Abschied vor, als mir beim Aufräumen dieses Gedicht in die Hände fällt. Ich hatte es längst vergessen.
Nun umgibt mich noch einmal die Stille mit ihrem leisen, klaren Klang.
Das, was sie mir gezeigt hat, möchte ich behalten und mitnehmen in den Lärm des Tages.

Stille
Ohrenbetäubend manchmal.
Gedanken, die lärmen
wie aneinandergebundenes Blech.
Unrast des Herzens
in Dur und in Moll,
diese atemlos chorische Furcht,
sich zu finden im Lautlosen,
dort, wo wir sind
wie wir sind:

ein leichtes Zittern
im unauslotbaren Schweigen
Gottes.
(Reto Bühler)

Jetzt oder nie!

Die Kirchen verlieren dramatisch an Mitgliedern: mehr als eine halbe Million im letzten Jahr.
Was ist da los?
Klar ist: es gibt nicht nur eine Antwort.
Klar ist auch: es muss sich etwas tun.
Überall!
Beim JAK in der letzten Woche wurde deutlich, wie sehr die Zeichen auf Veränderung stehen.
Das Problem ist nur, dass niemandem klar ist, wohin es eigentlich gehen soll.
Wir werden vermutlich verschiedene Richtungen ausprobieren in der evangelischen Kirche. Schließlich sind wir ein unregierbarer Haufen, trotz Bischof und LKA.
Im Augenblick sind wir aber auch ein ziemlich ratloser Haufen, trotz Bischof und LKA.

Es ist nicht verboten, eigene Ideen zu haben statt auf Einfälle von „oben“ zu warten.

„Veränderung“ ist das Zauberwort.

Wer jetzt noch auf Tradition setzt, wird bald sehr einsam sein.
Neuer Wein in neue Schläuche. Diese Forderung steht ganz am Anfang der Botschaft Jesu.
Und genau dort sind wir jetzt wieder angekommen.

Die Botschaft ist nicht alt oder überholt – aber die Formen sind es, in denen wir sie anderen nahebringen wollen.

Die Kirche steckt in einer Innovationskrise. Sie sollte die Menschen, mit denen sie zu tun hat, ernst(er) nehmen und nicht immer meinen, ihnen etwas geben zu müssen. Sie sollte mit ihnen reden und sie zu Wort kommen lassen.
Jugendliche und Erwachsene sind nicht defizitär, wenn sie keinen kirchlichen Titel tragen.
Dieses Hauptamtlichengefälle muss begradigt werden. Niemand steht auf einem Sockel, kein/e Pastor*in, kein/e Diakon*in, kein/e Superintendent*in –  auch nicht Bischof oder Oberlandeskirchenrät*innen.

Wir stehen nicht darüber, wir gehören dazu.

Vielleicht hilft die Corona-Pandemie, diesen Veränderungsprozess zu beschleunigen.
Erneuerungen suchen sich immer Wege, wo es vorher keine gab. Sie eröffnen neue Deutungsmöglichkeiten für die Fragen nach dem Sinn unseres Lebens. Wir müssen deswegen nicht verstummen. Wir haben weiterhin etwas zu sagen…
…wenn wir nur lange genug zuhören…

Und für die Antworten müssen wir uns gemeinsam auf den Weg machen.

Die mit Abstand besten Übungen

Die aes (Arbeitsgemeinschaft evangelischer Schüler- und Schülerinnenarbeit) hat eine ganze Reihe von Spielen und Warming-Ups zusammengestellt, die sich gut im Freien durchführen lassen.
Probiert es aus!
Link