Der Tagungs-Blues und wie man ihm entkommen kann

Vielleicht kennt ihr ihn auch: den Tagungs-Blues. Ich komme fröhlich und motiviert von einer Tagung oder einer Fortbildung nach Hause, habe 1.000 Ideen (oder wenigstens zwei), die ich unbedingt umsetzen möchte – doch auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Briefe, das Postfach ist voll mit dringenden aber langweiligen Aufgaben (ach ja, die Abrechnung!) und auf der Mailbox finde ich einen Anruf, der einen alten Konflikt befeuert, den ich längst verdrängt hatte…

Tja, und schon ist er da, der Tagungs-Blues, verdrängt all die Impulse der letzten Tage und schneidet mich vom Rückenwind ab, den ich eben noch empfunden habe. Das ist einerseits ganz natürlich – wenn sich Alltag und Strukturen so einfach verändern ließen, hätten es andere vor mir ja schon längst getan… Andererseits muss es nicht dabei bleiben. Mir helfen drei kleine Tipps, mich nicht direkt vom Alltag überrollen zu lassen und den Tagungs-Blues ein wenig zu begrenzen:

  1. Bevor du dein Postfach öffnest oder deine Mailbox abhörst: Erzähle zwei oder drei Menschen aus deinem Umfeld davon, was dich in den letzten Tagen inspiriert hat. Live, per Telefon, Zoom oder via Messenger – das ist ganz egal. Teile deine Begeisterung, so lange sie noch frisch ist! So kannst du sie selbst intensiv spüren und bist ganz nebenbei gezwungen, sie in Worte zu fassen. Das hilft dabei, Dinge ganz praktisch anzugehen. Und vielleicht lässt sich der eine oder die andere von deiner Begeisterung auch anstecken – dann bist du schon nicht mehr allein unterwegs!
  2. Wenn du etwas verändern willst, egal ob in deinem Arbeitsalltag, in einem Arbeitsbereich oder in den Strukturen, in denen du unterwegs bist: Überlege dir einen kleinen aber ganz konkreten ersten Schritt, den du gehen möchtest. Das kann ein Gespräch mit einer Schlüsselperson sein, ein Buch, das du zur Vertiefung lesen möchtest oder etwas ganz anderes. Egal, was es ist: Formuliere den Schritt und lege einen Zeitpunkt fest, bis wann du ihn gegangen sein möchtest!
  3. Schnapp dir deinen Kalender und mache ein Date mit deinem „Tagungs-Ich“! So hast du einen Anlass, mit etwas Abstand auf das zu schauen, was du auf der Tagung oder bei der Fortbildung entdeckt hast und kannst das mit dem Alltag abgleichen, den du seitdem erlebt hast. Für mich passt der Zeitraum von ungefähr zwei Wochen ganz gut, aber das ist bei jeder und jedem sehr unterschiedlich. Bei diesem „Date“ kannst du die Unterlagen der Fortbildung noch einmal herausholen und schauen, ob und was du davon tatsächlich in Angriff genommen hast und was realistisch zur aktuellen Situation passt.

Natürlich erwischt mich der Tagungs-Blues auch noch oft genug. Und es gibt ja auch Fortbildungen, nach denen man eher genervt als inspiriert ist… 😉 Aber mir helfen diese drei kleinen Methoden, immer mal wieder etwas von dem, was ich wichtig, spannend oder interessant fand, in meinen Alltag hinüberzuretten.

Habt ihr noch andere Methoden oder Ideen? Was habt ihr schon ausprobiert? Teilt eure Gedanken gerne in den Kommentaren!

Bleibt gesund und behütet
Markus

Gute-Nacht-Post

Jeden Abend gibt es eine kleine Andacht aus der Evangelischen Jugend Burgwedel-Langenhagen auf youtube.

#timeoutinside

Auf ihrem neuen Instagramkanal @timeoutinside postet ein Team aus ESG-Hannover, die Bundereferentin für Schüler*innenarbeit der aej und ein Lehramtsstudent der Ev. Theologie Texte, Gebete und Andachten für den Alltag.

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Die Sonne scheint

Vielleicht ist die gegenwärtige Wetterlage ein präziser Kommentar zu unserer Lage.
An geschützten Ecken wärmt die Sonne und lässt Wangen und Nase rot werden.
Ich setze mich dem Licht aus und freue mich über den Nachmittag. Aufbrechende Knospen. Vogelgesang. Frühling!
Als die Sonne am Abend verschwindet, verändert sich die Situation schlagartig. Die Luft wird eisig, sehr eisig. Fröstelnd trete ich den Heimweg an.

Wir leben gerade auf brüchigem Grund. Zumindest erscheint uns das so. Aber vielleicht haben wir vorher zu lange geträumt, eingelullt von all den Annehmlichkeiten, die uns ohne lange Umwege zur Verfügung standen. Der Grund ist immer brüchig und das Leben gefährlich-zerbrechlich. Zeit, die Augen zu öffnen. Es sollte unsere besten Fähigkeiten wachrufen.

Die Sache mit dem Klopapier.

Wer hätte gedacht, dass Klopapier einmal Goldstatus erlangen würde? Gerade komme ich vom Einkaufen. Kein Klopapier, nirgends. An der Drogerie werden Haushaltsrollen abgegeben, eine Packung pro Person. Ich verzichte.
Was ist los? Warum werden manche zu wahren Klorollen-Fetischisten? Wie viele Rollen hält die Statik aus, und was ist, wenn’s brennt? Irgendein Spaßvogel muss in die Welt gesetzt haben, dass Corona eine Dauer-Diarrhoe verursacht. Ich überlege, mein Erspartes in Klopapier-Aktien anzulegen. Aber vermutlich hat der Kurs längst Rekordwerte erreicht.

Warum Klopapier? Was treibt solche Leute? Egoismus vermutlich. Der Versuch, die eigene Haut zu retten. Leider die verkehrteste Reaktion, zu der man sich hinreißen lassen kann.  Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und aufeinander achten. Wenn jetzt tonnenweise Klorollen nach Hause gekarrt werden, schadet das allen – auch den Hamsterern.
Warum Klopapier? Vermutlich aus Angst. Wer die Hose voll hat, braucht eben einen riesigen Vorrat. Angst macht nicht nur blind, sondern auch gefährlich. Und am Ende gilt die alte Weissagung der Cree: „Erst wenn das letzte Regal leergekauft, der letzte Supermarkt gestürmt, die letzte Rolle vergriffen ist, werdet ihr merken, dass Papier Euch nicht retten kann.“

Was ich tun kann.

Seit gestern ist für uns alle Home-Office verordnet. Ich sitze am Rechner und schaue aus dem Fenster. Ein kleines Mädchen übt das Fahrradfahren im Sonnenschein. Mein Nachbar humpelt auf Krücken vorbei, er hatte gerade eine Knie-Op, und ich grüße ihn stumm als Leidensbruder.

Die Situation hat etwas Surreales: eine Gefahr, die unsichtbar über uns allen hängt, während gleichzeitig der Frühling auf Hochtouren läuft: Tod und Leben eng beieinander.  Ich überlege, was ich tun kann. Schreiben: kleine Mutmacher-Impulse in die Welt senden. Menschen, die mir nahe sind, anrufen. Auf jeden Fall beschließe ich, nicht in Panik zu verfallen.

Am Kirchturm kämpfen die Dohlen mit den Turmfalken um die besten Nistplätze. Es ist ein bißchen so wie mit manchen Leuten in den Lebensmittelläden, die plötzlich Dinge in Massen nach Hause schleppen, für die sie noch vor kurzem kaum einen Blick gehabt hätten. Ich notiere mir: nicht nur gegen die Angst angehen, sondern auch gegen den Egoismus. Wenn alle Maß halten, ist für alle gesorgt. Oder wie ich es in niederländischen Podcasts gehört habe: nicht einer braucht alle Nudeln, aber alle brauchen Nudeln.