Wieder Leben in der City

„Wieder Leben in der City“, lese ich und wundere mich. Im Vordergrund des Fotos sieht man nur vereinzelte Passanten, aber je weiter der Blick Richtung Bildtiefe wandert, desto dichter rücken die Leute zusammen. Als wäre nie etwas gewesen.

Vermutlich wünschen sich das viele. Dass es wieder so wird, wie es „immer“ war (aber wann war denn eigentlich „immer“?) und diese ganze Virengeschichte nur ein schlechter Traum.

Aufwachen, bitte! Die Realität wird nicht bunter, wenn man die Augen verschließt.

Die Lösung wird nicht auf ein Leben ohne Corona hinauslaufen, sondern für längere Zeit auf ein Leben mit dem Virus.

Es ist ein bißchen so wie in den Wäldern Kanadas. Dort gibt es Bären, Wölfe, Pumas, Elche, Kojoten, lauter Tiere, denen man nicht unbedingt begegnen möchte. Niemand dort macht deshalb großen Wirbel oder traut sich nicht ins Grüne. Man hält sich an bestimmte Regeln, ist aufmerksam, und damit hat sichs.

Ja, wir werden Abstand halten müssen und auf Einiges verzichten. Vielleicht erkennen wir dabei auch, dass nicht jedes Bedürfnis essentiell war und wir uns manches schenken können. Vielleicht fällt es uns dann leichter, unsere Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit zu steuern. Der Klimawandel lässt uns ohnehin keine Wahl. Wir können nicht so weitermachen wie bisher.  Und wenn doch, wird Corona unser geringstes Problem sein.

Also fangen wir lieber jetzt damit an, es anders zu machen- und vor allem: besser.

1Blick aus Soltau

Die Evangelische Jugend Soltau bringt auf Instagram unter dem Namen „1Blick“ kleine Impulse aus dem Alltag. Damit wollen sie zum Nachmachen, Nachdenken und Nachfragen anregen.

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Nicht nur für einen Sonntag

Der Abend versackt in einer trüben Schattenflut. Am Himmel wehrt sich das letzte Licht des Tages. Die Dunkelheit übernimmt und lässt Vertrautes ungewöhnlich aussehen. Die Vögel sind verstummt. Der Wind ist eingeschlafen. Die Venus leuchtet. Hell und weithin sichtbar.

In Krisen zerbricht uns die Welt, wie wir sie kannten. Wir erschrecken vor ihrer Fremdheit, davor, dass sie sich so vollkommen anders zeigt.
In Krisen wird unser „Visum“ eingezogen.  Die Gewissheiten werden brüchig. Wir müssen uns das Leben neu erobern, um wieder einen Platz zu finden, an dem wir uns (einigermaßen) sicher fühlen.

Wie kann das gehen?

Die Nachricht von Ostern ist mein Kompass, meine Venus, die mir auch im Finstern leuchtet. Vielleicht nur als ein winziger Punkt in aller Schwärze, aber unauslöschbar.

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk. 24, 5)

Ostern dauert nicht nur einen Sonntag lang oder 50 Tage bis Pfingsten. Ostern ist heute und morgen und übermorgen. Ostern kann mir an jedem Tag aufgehen.

Auf den weggewälzten Fels könnte jemand geschrieben haben:
 Ändere Deinen Kurs. Was suchst du die Zuversicht in der Aussichtslosigkeit?

Überraschung

Meine Frau kommt ins Zimmer und fragt, ob ich eine S. kenne. Sie hat einen Brief in der Hand mit einer lustigen Adressierung. Name meiner Frau, darunter „ – für Wolfgang –„, dann folgt die Adresse.

Neugierig öffne ich den großen Umschlag, aus dem gleich zwei Briefe herauspurzeln. Einer wendet sich an meine Frau und erklärt, warum die Adresse so geschrieben worden ist. Der andere ist für mich und beginnt wie folgt: „Wie schön, dass Dich mein Brief erreicht hat.“

Mir geht das Herz auf!

Ein Brief ist keine Mail. Es ist nicht einfach nur der Inhalt, der von Bedeutung ist. Das Briefpapier z.B. oder die kleinen Zeichnungen am Rande. Und der Schwung der Schrift, so vieles, das mehr über die Person verrät als jeder Satz.
Ich bin berührt und denke ‚was für eine Überraschung!‘

Der Brief muss länger unterwegs gewesen sein, denn er erzählt (auch) von Ostern.
Vorn ist ein Altarbild aufgeklebt mit einem Zitat aus dem Matthäusevangelium:
„Er ist auferstanden!“ (Mt. 20,6b

Das kann einem auf vielerlei Weise gesagt werden,  aber kaum bewegender als durch einen Brief.

Ich nehme mir vor, nun selber jemanden zu überraschen.

Videogruß aus dem Laju

Regenbogen der Hoffnung

Miriam, Referentin für den VCP hat Regenbögen in ihrem Haus, gemalt, gebastelt und aufgestellt. Was es damit aufsich hat, erzählt sie in ihrem Gruß aus dem Homeoffice.

Durchhalten

Die Bundesregierung hat beschlossen, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus mit ein paar wenigen Lockerungen mindestens bis zum 03. Mai aufrecht zu erhalten.

Habt Ihr Euch mehr erhofft? Seid Ihr enttäuscht?

Es ist ein bißchen wie unter Wasser zu schwimmen.
Man hat sich vorgenommen, 25 Meter weit zu tauchen, aber bereits nach der Hälfte wird die Luft knapp. Der Körper will nach oben, während der Kopf sich einredet, ein paar Meter seien noch möglich.
Und so befindet man sich in einem Grenzzustand, in dem der Körper sich nach Sauerstoff sehnt, während der Kopf weiß, dass dieses Verlangen noch eine Weile ausgesetzt werden kann.


Wir erleben die Rückkehr der Vernunft, zumindest in unserem Land. Keine Politdemagogie, kein Lügenpressegeschrei, keinen Vorrang der Gefühle. Die Bekämpfung von Corona ist Kopfsache.
Die Vernunft betreibt ein nüchternes Geschäft und ist schlicht unempfindlich gegenüber unseren Wünschen. Sie tut, was notwendig ist.
Alles andere hilft nicht (s. den rotgesichtigsten Präsidenten aller Zeiten).

Wir müssen nicht alle unsere Träume aufgeben (dann gäben wir uns selbst auf). Aber vielleicht werden wir am Ende ein wenig reifer sein und behutsamer umgehen mit dem, was uns geschenkt ist. Das Leben bleibt ein großes Verspechen. Es liegt an uns, es auch einzulösen.  

Maskentanz

Ich muss mich nicht aus dem Haus bewegen. Die Welt flaniert gerade an meinem Fenster vorbei.
Dieses Geschwisterpaar zum Beispiel. Er mag sieben, sie neun Jahr alt sein. Sie halten sich an den Händen und hüpfen über den Weg. Beide tragen sie eine Maske, und sie bewegen sich mit einer Beschwingtheit, wie nur Kinder es können.
Ich beneide sie für ihre Leichtigkeit.

Gibt es ein besseres Widerstandsbild?

„Suddenly nothing happened!“

(Colin Hay, Waiting For My Real Life To Begin)

Und plötzlich geschieht nichts!

Du segelst auf deiner Liege durch diesen Tag, der alles, was nach Ereignisreichem aussieht, in eine andere Strömung schaufelt, weit an dir vorbei.

Während überall Geschichte tobt, Viren sich Kronen aufsetzen und zu den neuen Herrschern der Welt erklären, hat es dich in eine Lagune getrieben, in der das Wasser stillsteht und die Zeit allmählich verdunstet.

Auch das gibt es „in-diesen-dunklen-Zeiten“  (ein neues Mitglied im Phrasenkatalog), dass es einen in die Windstille verschlagen kann.

Der Kirschbaum blüht, und es sieht aus als läge Schnee auf seinen Zweigen. Du überlässt dich den Zufälligkeiten des Nachmittags: dem Flügelschlag eines Schwans, Kinderlachen, Fetzen eines Gesprächs, das kurz in der Luft schwebt und sich dann auflöst wie eine Seifenblase.
Vom nahen Kirchturm läutet die Glocke zur Todesstunde Jesu. Ihr Klang verteilt sich über die Gärten, ehe er untergeht im aufgeregten Gesumm, das den Kirschbaum erfüllt.

Du liest, schaust, hörst und verfolgst den rasend-langsamen Weg der Sonne über die Büsche.
Und während um dich herum alles in Ereignislosigkeit versinkt, stellst du mit einem Mal fest, dass drei Stunden an dir vorbeigeflogen sind.

Wohin eigentlich?

„Meine Zeit steht in deinen Händen,“ sagt der Beter im 31. Psalm, und es ist eine der wenigen Stellen in diesem Lied voller Beschwörungen, Ängste und Bedrohungen, in dem eine unerwartete Ruhe eintritt. Ein Augenblick der Gelassenheit, in dem sich nichts ereignet.

Du fühlst dich den Händen Gottes in diesem Moment sehr, sehr nahe.