Jetzt in der Krise sind Berufe in den Blick geraten, die vorher quasi unsichtbar waren. Sie werden als „systemrelevant“ bezeichnet.
Und wir?
Kleinere Geschäfte sind wieder geöffnet, die Innenstädte füllen sich als gäb’s kein Morgen mehr.
Die Kirchen sind weiterhin geschlossen, die Gemeindehäuser dicht, die Jugendarbeit in virtuelle Gebiete verlagert.
Wir sind nicht systemrelevant.
So wenig wie Musiker, Poetinnen, Schriftsteller, Malerinnen, Tänzer, Schauspielerinnen.
Wir sind also in bester Gesellschaft, und wir sollten stolz darauf sein.
Das Heer der Nutzlosen, Unwichtigen, die man gerade nicht braucht, die man für entbehrlich hält.
Betrachtet es als eine Auszeichnung, nicht als Makel.
Lasst den „Unsichtbaren“ jetzt den Vortritt. Ihr Einsatz hilft wirklich. Dafür können wir nur dankbar sein. Auch für ihren Mut.
„Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ (Mt. 4,4)
Es gibt einen Bereich in uns, der dem Nützlichen, Brauchbaren nicht zugänglich ist.
Dort ist der „Ort“ aller Kunst und allen Glaubens. Das erst macht uns zu Menschen.
Es gibt eine schöne Kindergeschichte, die das wunderbar verdeutlicht: „Frederick“.
Die Feldmaus Frederick lebt mit Familie in einer Steinmauer. Als der Herbst naht, beginnen die Mäuse Vorräte anzulegen. Alle rackern sich ab, bis auf Frederick. Er sitzt auf einem Stein herum und tut scheinbar nichts. Er hat sich auf die Seite der Nutzlosen geschlagen. Das gefällt den anderen nicht. So fragen sie ihn immer wieder, warum er nicht mithilft. „Tu ich doch,“ sagt der. Aber eben auf andere Weise.
Als es Winter wird, dunkel, eisig und grau, als die Vorräte schwinden, packt Frederick seine Schätze aus: hoffnungsvolle Worte, Erinnerungen an Sonnenstrahlen und viele Farben, die den Alltag verzaubern. So kommen die Mäuse gemeinsam durch den Winter.
Es wird recht bald wieder eine Zeit geben, in dem man nach all dem verlangt. Nach Musik, nach Literatur, Theater, Tanz, Malerei und einem vitalen Glauben, der sich nicht Formeln erschöpft.
Bleibt gelassen.
Wir sind lebensrelevant.