Der Tagungs-Blues und wie man ihm entkommen kann

Vielleicht kennt ihr ihn auch: den Tagungs-Blues. Ich komme fröhlich und motiviert von einer Tagung oder einer Fortbildung nach Hause, habe 1.000 Ideen (oder wenigstens zwei), die ich unbedingt umsetzen möchte – doch auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Briefe, das Postfach ist voll mit dringenden aber langweiligen Aufgaben (ach ja, die Abrechnung!) und auf der Mailbox finde ich einen Anruf, der einen alten Konflikt befeuert, den ich längst verdrängt hatte…

Tja, und schon ist er da, der Tagungs-Blues, verdrängt all die Impulse der letzten Tage und schneidet mich vom Rückenwind ab, den ich eben noch empfunden habe. Das ist einerseits ganz natürlich – wenn sich Alltag und Strukturen so einfach verändern ließen, hätten es andere vor mir ja schon längst getan… Andererseits muss es nicht dabei bleiben. Mir helfen drei kleine Tipps, mich nicht direkt vom Alltag überrollen zu lassen und den Tagungs-Blues ein wenig zu begrenzen:

  1. Bevor du dein Postfach öffnest oder deine Mailbox abhörst: Erzähle zwei oder drei Menschen aus deinem Umfeld davon, was dich in den letzten Tagen inspiriert hat. Live, per Telefon, Zoom oder via Messenger – das ist ganz egal. Teile deine Begeisterung, so lange sie noch frisch ist! So kannst du sie selbst intensiv spüren und bist ganz nebenbei gezwungen, sie in Worte zu fassen. Das hilft dabei, Dinge ganz praktisch anzugehen. Und vielleicht lässt sich der eine oder die andere von deiner Begeisterung auch anstecken – dann bist du schon nicht mehr allein unterwegs!
  2. Wenn du etwas verändern willst, egal ob in deinem Arbeitsalltag, in einem Arbeitsbereich oder in den Strukturen, in denen du unterwegs bist: Überlege dir einen kleinen aber ganz konkreten ersten Schritt, den du gehen möchtest. Das kann ein Gespräch mit einer Schlüsselperson sein, ein Buch, das du zur Vertiefung lesen möchtest oder etwas ganz anderes. Egal, was es ist: Formuliere den Schritt und lege einen Zeitpunkt fest, bis wann du ihn gegangen sein möchtest!
  3. Schnapp dir deinen Kalender und mache ein Date mit deinem „Tagungs-Ich“! So hast du einen Anlass, mit etwas Abstand auf das zu schauen, was du auf der Tagung oder bei der Fortbildung entdeckt hast und kannst das mit dem Alltag abgleichen, den du seitdem erlebt hast. Für mich passt der Zeitraum von ungefähr zwei Wochen ganz gut, aber das ist bei jeder und jedem sehr unterschiedlich. Bei diesem „Date“ kannst du die Unterlagen der Fortbildung noch einmal herausholen und schauen, ob und was du davon tatsächlich in Angriff genommen hast und was realistisch zur aktuellen Situation passt.

Natürlich erwischt mich der Tagungs-Blues auch noch oft genug. Und es gibt ja auch Fortbildungen, nach denen man eher genervt als inspiriert ist… 😉 Aber mir helfen diese drei kleinen Methoden, immer mal wieder etwas von dem, was ich wichtig, spannend oder interessant fand, in meinen Alltag hinüberzuretten.

Habt ihr noch andere Methoden oder Ideen? Was habt ihr schon ausprobiert? Teilt eure Gedanken gerne in den Kommentaren!

Bleibt gesund und behütet
Markus

Das Ende der Vernunft

Ich hatte mir vorgenommen, kein Wort mehr über Corona zu verlieren.
In den asozialen Medien wird jede Entscheidung begeifert und vernichtend kommentiert, weil dort das Klugerscheißertum zu Hause ist und es alle ohnehin besser wissen. Das ist so ermüdend. Diese Blase der schlechtgelaunten Überheblichkeit! Nein danke, brauche ich nicht, lese ich nicht, interessiert mich nicht.

Wir leben nun seit mehr als einem Jahr in der Pandemie, mit allem Drum und Dran. Eines zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die ganze Zeit: das Ende der Vernunft. Damit meine ich nicht die miltant senilen Omas oder die Bewegung der Querquatscher, die sich für keinen Blödsinn zu schade ist.
Es geht mir um etwas anderes: um das Verhältnis von Politik und Wissenschaft. Die Virologen und Virologinnen bringen die Politriege ständig auf den neuesten Stand; sie präsentieren Fakten und unsentimentale Hochrechnungen, was geschieht, wenn man diese Entscheidung trifft oder jene unterlässt. Unsere Politiker und Politikerinnen nicken verständnisvoll, sagen „aha“, „jaja“ und scheren sich danach keinen Deut mehr um das wissenschaftliche Wissen.
So grüßt uns nun täglich das Murmeltier, weil sich in schöner Regelmäßigkeit die Fehler wiederholen.

Was ist da los?
Wir erleben einen beispiellosen Bedeutungsverlust von Wissenschaft . Fakten werden durch Wunschvorstellungen ersetzt, nicht nur in der Pandemie, sondern auch in der „Bewältigung“ der ökologischen Fragen. Die Politik hat sich abgekoppelt von der Rationalität und veralbert uns mit Phrasen, Platitüden und hohlen Sprüchen.

Es könnte zum Lachen sein. Aber das ist es nicht!
Wegen dieser Haltung  sterben Menschen. Ignoranz ist tödlich!
Wegen dieser Haltung werden den nachfolgenden Generationen Lasten aufgebürdet, die sie kaum tragen können. Es ist gut, dass das Bundesverfassungsgericht mit seinem Klima-Urteil dem nun einen Riegel vorgeschoben hat. Aber die Altmeiers und Scheuers dieser Republik plappern munter weiter und denken nicht im Traum daran, sich zu ändern.

Zeit für einen Wechsel!
Zeit, dass die jüngeren Generationen aufstehen und sagen: „So nicht mehr!“
Zeit, all die ausgebrannten, zynischen Politprofis in den Ruhestand zu schicken und die Zukunft dieses Landes jenen anzuvertrauen, die noch für etwas brennen und sich für mehr intererssieren als ihre Diäten.

Zeit für Vernunft und Leidenschaft!

Wolfgang Blaffert

Was online alles möglich ist! Theatertreffen sprengt die Grenzen.

Huiii, und schon ist es wieder vorbei!
Das 39. Theatertreffen trotzte Corona und lieferte eine digitale Performance ab, wie ich sie noch nicht erlebt habe.
Zwei Tage Feuerwerk, ab 12.00 Uhr, zwei Tage Feierwerk bis tief in die Nacht (01.00 Uhr und länger). Ich habe insgesamt 26 Stunden vor dem Laptop zugebracht, ohne Nebenwirkungen, Augenflimmern oder Kopfschmerzen. Die Zeit verging wie im Fluge.

In diesem TT-digital war ganz viel echtes TT. Der Funken sprang rasend schnell über. Dreiundfünfzig Theaterverrückte waren dabei, und niemand ist abgesprungen! Wow!

In meinem Reisesegen habe ich gesagt, das TT ist ein Gegenentwurf zu den schlimmen Dingen, die in der Welt geschehen (gerade war das Capitol in den USA gestürmt worden, angestachelt von Schandpräsident Trump).
Wir haben dem Coronavirus gezeigt, dass es keine Chance hat gegen das TT-Virus, dessen Infektionssymptome Mut, Phantasie, Gemeinschaft, Freude und Neugier sind, Vertrauen, Liebe, Akzeptanz, Spaß.

All das werden wir brauchen für die kommenden Monate und nicht nur dafür.
Danke an alle, die dabei waren. Und allen anderen wünsche ich: lasst euch anstecken vom TT-V!
Wolfgang Blaffert

Krippenspiele in Coronazeiten

Unglaublich, wie viele tolle Ideen es gibt, um auch in Zeiten der Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln Krippenspiele zu ermöglichen! Als Video, Stationenweg oder großes Lagerfeuer, open air, als Hörspiel, Liveübertragung, inklusiv oder bei Instagram. Das Presse-Team der hannoverschen Landeskirche stellt gerade eine Übersicht zusammen, was wo läuft. Ist Euer Angebot schon dabei?

Krippenspiele in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Kein Lockdown für die Jugendarbeit

Kommentar von Landesjugendpastorin Cornelia Dassler zur Situation Jugendlicher und der Evangelischen Jugendarbeit

Erneut fährt das öffentliche Leben herunter. Kinder und Jugendliche müssen oder dürfen oder brauchen nicht mehr zur Schule zu gehen und müssen erneut ihren Alltag, ihre sozialen Kontakte anders organisieren – wenn sie denn die Möglichkeiten dazu haben. Inzwischen wissen wir, dass Jugendliche unterschiedlich gut mit dieser Situation zurechtkommen, abhängig von ihrem Alter und den sozialen Rahmungen.
Allzu leicht gerät aus dem Blick, dass junge Menschen nur abhängig von Erlaubnissen und gewährten Ressourcen – wie etwa Räumen – die Kernaufgaben ihres Heranwachsens bewältigen können. Die ihnen gesellschaftlich abverlangten Leistungen der Selbstpositionierung, Qualifizierung und Verselbständigung brauchen eigene Erfahrungsräume. Ohne diese kann es nicht angemessen gelingen, sozial und beruflich handlungsfähig zu werden und Verantwortungsübernahme zu erproben. Stattdessen bleiben Fragen offen: Wo gehöre ich hin? Wo finde ich mich wieder, wenn ich mich überwiegend allein zurechtfinden muss?

Kinder und Jugendliche brauchen soziale Räume

Die erste Auswertung einer neue Studie der Jugendforschung (JuCo 2) hält als einen wesentlichen Punkt fest: „Das Wegfallen von sozialen Räumen mit den Peers verändert den Jugendalltag grundlegend. Es nimmt den jungen Menschen auch alltägliche Bewältigungsmöglichkeiten, die für den psychosozialen Ausgleich in dieser Lebensphase zentral sind.“
Auf die Frage, warum Jugendarbeit und Kirche Dinge anbieten dürfen, die nach sonstigen Regeln schwierig oder untersagt sind, gibt es unser Meinung nach eine klare Antwort: Gerade weil formale Bildung an Schulen, Hochschulen usw. nur eingeschränkt oder rein digital stattfinden kann und darf, sind andere soziale Räume der Begegnung wie die der nonformalen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wesentlich für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen.
Als zweiten wesentlichen Punkt hält die JuCo 2 fest: „Erwachsene stehen in der Verantwortung, den jungen Menschen Räume zu schaffen und in den Dialog zu treten, um mit den jungen Menschen Jugend 2021 zu gestalten.“ Das sollten wir aus der Jugendarbeit umsetzen und allen jungen Menschen, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einmal mehr Räume eröffnen, Angebote machen und die Ressourcen verstärken.

Zustimmung und Belastung widersprechen sich nicht

Eine große Mehrheit der jungen Menschen begrüßen die Einschränkungen. Das zeigen Daten der neuesten Forsa-Umfrage. Gleichzeitig macht das Bundesjugendkuratorium in einem Zwischenruf vom 15. Dezember darauf aufmerksam: Viele Jugendliche blicken mit Angst und Sorge in die Zukunft.
Die Zustimmung einerseits und die zunehmenden Anzeichen von Belastung andererseits  sind kein Widerspruch. Gerade weil Jugendliche die Einschränkungen akzeptieren, wirken sie sich auf ihr Befinden aus und fördern entsprechende Syndrome wie eine inzwischen festgestellte erhöhte Quote von Depressionen. Obwohl Kinder und Jugendliche mit der Situation umgehen und sich ihr in gewisser Weise gewachsen zeigen, müssen wir dennoch das riskante Potenzial sehen und entsprechend handeln. Es gilt, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen wahrzunehmen und nicht irgendwann später einmal auf nachgewiesene Defizite zu reagieren.

Situation in den Kreisjugenddiensten

Seelsorge ist wichtiger denn je. Das berichten Kirchenkreisjugendwart*innen aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers diese Woche in einer Videokonferenz mit Landesbischof Ralf Meister. Die Kontakte zu den kirchlichen Mitarbeitenden werden mehr als früher für seelsorgliche Gespräche genutzt.
Deutlich sichtbar ist die Sorge um die Zukunft. Die Frage nach persönlichen Plänen, ein FSJ, eine Ausbildung, der Beginn eines neuen Abschnitts an der Schule oder Hochschule zeigt überall große Unsicherheit. Auch die Planungen der Jugendarbeit beinhalten Fragezeichen und gestalten sich landeskirchenweit unterschiedlich. Manche für nächsten Sommer geplanten Maßnahmen sind bereits ausgebucht, in anderen Regionen ist Zurückhaltung bei den Anmeldungen spürbar. Die Frage, was möglich sein wird, steht im Raum.

Gemeinsam Hoffnung leben

Mit den Ambivalenzen in dieser Zeit umzugehen, ist für alle schwierig. In den Herausforderungen liegt aber auch die Chance, den diakonischen und seelsorglichen Auftrag in der Jugendarbeit intensiv zu erfahren und neu zu entdecken. Wir können gemeinsam mit den Jugendlichen Hoffnung leben und diese verbreiten. Dazu gehört es, die Unsicherheiten gemeinsam auszuhalten. Darin wird der tiefe Sinn von christlicher Gemeinschaft neu spürbar und der Wert all dessen, was gemeinsam möglich ist. Gemeinsam statt allein – genau das macht den Wert der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus.

Weiterführende Links

„JuCo 2“ – Studie vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ der Universitäten Hildesheim und Frankfurt

epd-Bericht zur Forsa-Umfrage

Zwischenruf des Bundesjugendkuratoriums

Soul Play – Online-Tutorials für dein Instrument!

Musikschulen sind dicht, die privaten Musiklehrer dürfen keinen Präsenzunterricht mehr geben. Trotzdem kannst Du weiterhin musizieren: Mit Soul Play hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers für Dich ein attraktives und umfangreiches Onlinetool im Angebot. Ob Piano, Gitarre, Bass oder Schlagzeug – für jedes dieser Instrumente gibt es detaillierte Lehrvideos nebst Begleitmaterial sowie spezielle Inhalte wie Bandarbeit (Song-Cafe), Timing workouts oder drum tuning. Und das Beste daran: Egal ob Du Einsteiger oder schon fortgeschritten bist, als Nutzer*in aus unserer Landeskirche bist Du kostenlos dabei!
Wer direkt loslegen möchte, kann sich unter www.soul-play.de mit dem Registrierungscode 827934 direkt anmelden.

„InsSpiriert“

Hannovers Jugendkirche wird neuer Co-Working Space

In der Jugendkirche in Hannover gibt es einen neuen Co-Working Space. An zwei Tagen in der Woche werden Stromkabel verlegt und Möbel bereitgestellt, damit sich die Besucher in der Kirche einen Arbeitsplatz einrichten können. „InsSpiriert“ nennt das Team rund um Daniela Klockgether ihr Angebot. „Wir wollen, dass die Menschen zu uns kommen und inspiriert wieder gehen“, sagt die Diakonin. Von ihr stammt die ursprüngliche Idee. „Ich finde es sinnvoll, den Raum zu nutzen, wenn er gerade nicht gebraucht wird.“ Mittlerweile gibt es neben der Diakonin ein 9-köpfiges Team aus Jugendlichen, die sich ehrenamtlich um den Co-Working Space kümmern.

Die 21jährige Vivian Vollmann Tinoco unterstützt den neuen Co-Working Space. Bild: Regula Jantos

„Wir wollen einen Raum schaffen für Menschen, denen es im Homeoffice zu einsam wird. Hier finden sie Austausch mit anderen“, erklärt Vivian Vollmann Tinoco aus dem Co-Working Team. Auch bei Studenten wächst der Bedarf an Arbeitsraum mit frei zugänglichem Wlan, seit die Universitäts-Bibliotheken ihr Angebot coronabedingt eingeschränkt haben. Doch der Raum sei nicht nur offen für Menschen, die am Computer arbeiten, betont Vollmann Tinoco. Jeder, der mit maximal einer Tischbreite auskommt, sei willkommen. Für Gruppen bis zu sechs Personen gibt es zwei separate Räume. Im Pausenbereich stehen Kaffee und Getränke gegen eine Spende bereit. Das Mobiliar können sich die Besucher selber zusammenstellen, es gibt Tische, Stühle und Hocker. Seinen Platz wählt jeder frei im Kirchenraum. Wer eine Pause braucht, kann sich mit einem Sitzsack hinter einen Vorhang zurückziehen. „Beim ersten Videocall war es schon merkwürdig mit den Buntglasfenstern im Hintergrund“, berichtet Vollmann Tinoco. Mittlerweile fühlt sich die PR-Studentin aus Hannover in der Jugendkirche wie zuhause. Ein Plus sieht die 21jährige darin, dass jetzt auch Menschen hereinkommen, die mit Kirche Berührungsängste haben oder mit Religion nicht viel anfangen können. „Die Jugendkirche war vorher schon gut im Stadtteil integriert. Jetzt bietet sich die Möglichkeit, den sakralen Raum weiter zu öffnen und zusätzlich urbane Bedürfnisse zu erfüllen.“

Das Co-Working Angebot ist kostenfrei. Wer möchte, kann einen freiwilligen Beitrag zum Wlan leisten. Dienstags und donnerstags von 10 bis 17 Uhr ist die Kirche als gemeinschaftlicher Arbeitsplatz geöffnet. Und es gibt bereits Pläne für Erweiterungen: „Wir denken über verschiedene Afterwork-Angebote nach“, verrät Vivian Vollmann Tinoco. „Nach der Arbeit noch gemeinsam zusammensitzen, quatschen, sich austauschen – das würde sicher gut ankommen.“ Zurzeit gibt es bereits an jedem ersten Dienstag im Monat einen Afterwork-Gottesdienst.

Mehr Infos: InsSpiriert

Nicht mit zweierlei Maß messen

Torben Salm beim Hearing der Initiative niedersächsischer Ethikrat zur Situation junger Menschen

Sie wollen die ethische Seite der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Maßnahmen beleuchten: die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE). Außerdem wollen sie Sprachrohr für diejenigen in der Gesellschaft sein, die von der Politik oft nicht gehört werden. Eine der ersten Gruppen, die die INE in den Blick genommen haben, ist die der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In verschiedenen Anhörungen haben die Mitglieder der Initiative mit Menschen aus Schule, Jugend- und Sozialverbänden gesprochen. Sie wollten wissen, was die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen für Jugendliche bedeuten. Torben Salm, stellverstretender Vorsitzender der Evangelischen Jugend in der hannoverschen Landeskirche, hat an einem Hearing teilgenommen.

Frage: Mitte September veranstaltete die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) mehrere Anhörungen mit Protagonisten aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Warum hat die INE Deiner Meinung nach die Evangelische Jugend dazu eingeladen?
In der Vergangenheit hat sich die Evangelische Jugend oft in Kirche und Gesellschaft engagiert. Dadurch haben wir Aufmerksamkeit gewonnen. Das jugendpolitische Netzwerk, an dem wir kontinuierlich arbeiten, spielt uns ebenfalls in die Karten. Ich denke auch, dass junge Menschen in unserer Gesellschaft oft unterrepräsentiert sind und der Ethikrat sich somit folgerichtig dafür entschieden hat, diese nun besonders anzuhören. Stephan Schaede, Mitglied des Ethikrats und Direktor der Evangelischen Akademie Loccum, hat an uns gedacht und uns dann eingeladen.

Frage: Welches sind die wichtigsten Punkte, die der Jugendverband Evangelische Jugend in die Diskussion um die Corona-Maßnahmen einbringt?
Junge Menschen sind mehr als Schüler*innen. Es ging bei den Maßnahmen und den dazugehörigen Diskussionen oft nur um diese eine Rolle. Das empfinde ich als zutiefst ungerecht. Sie verlieren unwiederbringliche Momente in ihren Leben, die man nicht an späterer Stelle nachholen kann. Darüber wird in der öffentlichen Diskussion kaum gesprochen.
Nach dem Lockdown wurden schrittweise die Dinge wieder möglich, die wirtschaftlich umfangreicher sind. Beispielsweise konnten kommerzielle Reiseanbieter wieder Fahrten anbieten, Wochen bevor das in der Jugendarbeit überhaupt möglich war. Noch dazu mangelte es bei denen oft an Hygienekonzepten und Vernunft. Und das war möglich, weil die Reiseanbieter eine finanziell gut aufgestockte Lobby besitzen. Aber: Systemrelevanz kann man nicht mit Wirtschaftsbilanz gleichsetzen.

Frage: Für zukünftige landespolitische Planungen rund um Corona: Was würdest Du Dir wünschen, was stärker beachtet werden soll?
Dass menschliche Freiheiten zum Wohle aller eingeschränkt werden, ist natürlich verantwortbar. Doch man sollte hier nicht mit zweierlei Maß messen. Ganz gleich ob Chor, Jugendgruppe, Fußballmannschaft oder Frauenkreis – die Ansteckungsgefahr und die daraus resultierenden Abstands- und Hygieneregeln müssen für alle gleich gelten. Wo mehrere Maßstäbe jedoch dringend erforderlich sind, ist bei der Förderung von Einzelnen in der Gesellschaft. Bei finanziellen Unterstützungen fallen viele Menschen oft durchs System. Viele Schüler*innen aus benachteiligten Haushalten brauchen dringend kostenfreie Möglichkeiten Lerninhalte nachzuholen, da vielen keine Geräte für die Onlinelehre zur Verfügung gestanden haben. Zudem sollten unterschiedliche Experten vor Einführung neuer Maßnahmen auf möglicherweise auftretende Sondereffekte befragt werden, hier gab es in den letzten Monaten klare Versäumnisse.

Insgesamt zum Prozess kann ich sagen: Die Initiative Niedersächsischer Ethikrat halte ich für ein wichtiges Gremium in der Krisenbewältigung und ich bin froh über die erfolgte und die noch folgende Zusammenarbeit.

Die Initiative Niedersächsischer Ethikrat setzt sich aus Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen und Vertreter*innen aus Kirche, Diakonie und Caritas zusammen. Gründungsmitglied ist unter anderem Landesbischof Ralf Meister. Die Initiative wurde Mitte des Jahres gegründet, um politische Entscheidungen bezogen auf die Corona-Pandemie sozialethisch zu hinterfragen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dabei konzentrieren sich die Mitglieder vor allem auf das Land Niedersachsen.
Die Stellungnahme der INE zu Perspektiven junger Menschen in der Corona-Krise gibt es hier: Download

Jugendarbeit in Corona-Zeiten

Sprengel-Jugendkonvent diskutiert mit Eike Holsten und Hans Christian Brandy

Bild: Michael Hinrichs

Über die Lage der Jugendarbeit in Corona-Zeiten diskutierten am vergangenen Freitag die Mitglieder des Sprengel-Jugendkonventes Stade mit dem Landtagsabgeordneten Eike Holsten (Rotenburg/Wümme) sowie Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy. Unter Leitung von Rike Schröder (Osterholz-Scharmbeck) tauschten sich die Jugenddelegierten zusammen mit den Hauptamtlichen des Sprengeljugenddienstes über die Erfahrungen des Corona-Sommers 2020 aus.

„Wir mussten leider die Sommerfreizeiten absagen“, so Rike Schröder, „dafür gab es aber zahlreiche kleinere Formate vor Ort, die auch gut angenommen wurden.“ Erprobt werde derzeit, die Ausbildung jugendlicher Mitarbeitender in einem Hybrid-System neben Präsenzveranstaltungen auch online durchzuführen.

Für das Gespräch über die Lage der Jugendarbeit hatten die Jugendlichen einen Fragekatalog vorbereitet, zu dem Eike Holsten und Hans Christian Brandy Stellung nahmen. Dabei ging es neben der Unterstützung und Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit von Jugendlichen, auch um die finanzielle Förderung der Jugendarbeit und um den Klimaschutz. Regionalbischof Brandy benannte eine Reihe von Maßnahmen der Landeskirche zum Klimaschutz, ermutigte die Jugendlichen aber auch, weiter klare Erwartungen an die Kirche zu richten.

Eike Holsten kündigte an, wichtige Fragen an die niedersächsische Politik mitzunehmen in eine soeben eingesetzte Enquetekommission des Landtages, die sich mit Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement befassen wird. Dazu werden die Jugendlichen dem Abgeordneten noch eine Liste mit Themen aus der ehrenamtlichen Jugendarbeit zukommen lassen, auf der beispielsweise unnötige bürokratische Hürden benannt sind.
Brandy dankte den Verantwortlichen in der Jugendarbeit: „Sie haben in der Corona-Zeit bisher umsichtig und verantwortlich gehandelt. Ich ermutige Sie daher ausdrücklich, auch die kommende Zeit mit gesundem Menschenverstand und Gottvertrauen anzugehen.“

Farbenpracht

Am Wochenende hatte ich ein Seminar mit Kirchenvorsteherinnen.
Eine von ihnen hatte eindeutig indische Vorfahren. Aber sie war eine waschechte Hannoveranerin.

Gestern fuhr ich mit dem Zug nach Nürnberg.

Der Mann vor mir sprach russisch, der Mann hinter mir spanisch. Schräg vor mir saß eine junge Mutter aus Syrien mit ihrem Sohn.

Auf dem Weg zu meinem Treffpunkt kam ich an zwei türkischen Läden vorbei sowie einem vietnamesischen Restaurant.

Pech gehabt, ihr AFDler und Konsorten.
Eure Wunschträume sind längst von der Realität aussortiert worden.

Deutschland ist bunt.