(Colin Hay, Waiting For My Real Life To Begin)
Und plötzlich geschieht nichts!
Du segelst auf deiner Liege durch diesen Tag, der alles, was nach Ereignisreichem aussieht, in eine andere Strömung schaufelt, weit an dir vorbei.
Während überall Geschichte tobt, Viren sich Kronen aufsetzen und zu den neuen Herrschern der Welt erklären, hat es dich in eine Lagune getrieben, in der das Wasser stillsteht und die Zeit allmählich verdunstet.
Auch das gibt es „in-diesen-dunklen-Zeiten“ (ein neues Mitglied im Phrasenkatalog), dass es einen in die Windstille verschlagen kann.
Der Kirschbaum blüht, und es sieht aus als läge Schnee auf seinen Zweigen. Du überlässt dich den Zufälligkeiten des Nachmittags: dem Flügelschlag eines Schwans, Kinderlachen, Fetzen eines Gesprächs, das kurz in der Luft schwebt und sich dann auflöst wie eine Seifenblase.
Vom nahen Kirchturm läutet die Glocke zur Todesstunde Jesu. Ihr Klang verteilt sich über die Gärten, ehe er untergeht im aufgeregten Gesumm, das den Kirschbaum erfüllt.
Du liest, schaust, hörst und verfolgst den rasend-langsamen Weg der Sonne über die Büsche.
Und während um dich herum alles in Ereignislosigkeit versinkt, stellst du mit einem Mal fest, dass drei Stunden an dir vorbeigeflogen sind.
Wohin eigentlich?
„Meine Zeit steht in deinen Händen,“ sagt der Beter im 31. Psalm, und es ist eine der wenigen Stellen in diesem Lied voller Beschwörungen, Ängste und Bedrohungen, in dem eine unerwartete Ruhe eintritt. Ein Augenblick der Gelassenheit, in dem sich nichts ereignet.
Du fühlst dich den Händen Gottes in diesem Moment sehr, sehr nahe.