Die Sowjetunion ist längst zerfallen, der kalte Krieg erfroren.
Aber im Kopf eines Mannes hat sich alle Kälte bewahrt; in seinem eisigem Herzen konnte sich die Vorstellung von der einzigartigen Größe Russland konservieren.
Während die gesamte Welt sich weiterbewegte, neuen Vorstellungen, neuen Hoffnungen, neuen Irrtümern, neuen Problemen zu, änderte sich im Putinschen Museum nichts. Dort wurde weiterhin die Größe Russlands ausgestellt, mal als reanimierte Sowjetunion, mal als Großreich zaristischer Art mit religiöser Aufladung. Putins Gott heißt Russland.
Seit ihm die Oligarchen die Macht übergeben haben, weil sie ihn für steuerbar hielten, hat Putin nichts dem Zufall überlassen, sondern nach und nach alles ausgeschaltet, was seine Pläne stören könnte: Russland zu der Größe zu führen, die ihm seiner Ansicht nach zukommt. Dafür sind ihm alle Mittel recht. Denn „Größe“ bedeutet für den kleinen Mann im Kreml nicht künstlerische, wissenschaftliche oder menschliche Exzellenz. Es ist für Putin reine militärische Stärke. Plumpe Brutalität – das ist eine Wiederkehr des blutsaufenden 20. Jahrhunderts. Das ist so aus der Zeit, dass man es einfach nicht glauben kann. Die Welt kämpft (wenn auch zögerlich) gegen den Klimawandel und muss ganz neue Gesellschaftsweisen und Produktionsweisen erfinden. Putin wirft Bomben und lässt verbrannte Erde zurück.
2022 ist er endlich am Ende seiner Ziele angekommen und kann ernten, was er über 20 Jahre lang gesät hat: Tod, Zerstörung, Elend, Tränen und Verzweiflung. Wladimir Putin hat sich auf der dunklen Seite der Geschichte eingeschrieben und wird von seinen neuen Freunden, den Schlächtern der Menschlichkeit, freudig begrüßt. Er hat sich einen Platz im Pantheon der immerwährenden Verachtung gesichert. Schande über ihn!
Dieses Verbrechen ereignet sich weniger als 2 Flugstunden von uns entfernt. Es geht uns alle an. Wir müssen den Menschen in der Ukraine beistehen und sie willkommen heißen, wenn sie zu uns fliehen. Wir müssen mithelfen, dass dieser Krieg endet. Neben allem Protest haben wir eine Möglichkeit, die nichtreligiöse Menschen nicht haben: das Gebet.
Lasst uns täglich beten, allein und gemeinsam. Lasst uns für die Opfer beten und für den Frieden. Unterschätzt das Gebet nicht!
Von Albert Schweitzer gibt es ein Wort, das zeigt, was im Beten möglich ist:
„Gebete ändern nicht die Welt. Aber die Gebete ändern Menschen und Menschen ändern die Welt.“
Wolfgang Blaffert