Pfingsten

Ein Sturm,
der durch alles geht;
durch Mauern und Angst,
durch Niedergeschlagenheit und Verstummtsein.
Die Wagenburg wird aufgebrochen, der Muff verfliegt.
Der Geist ist wie Feuer,
das jede und jeden erreicht,
uns alle, damals wie heute.
Wir sind Geistberührte, besitzen ihn nicht;
er ist über, nicht in uns.
Das reicht, nicht mehr zu schweigen.
Wir halten den Mund nicht, wir reden
von Gott in allen erdenklichen Sprachen,
in allen erdenklichen Formen, es gibt keine Vorschrift.
Das Eine im Vielen, das Licht in der Buntheit,
unzähmbares Leben, wild, durcheinander.
Ein Sturm,
der uns durchweht, entzündet.
Ein Feuer, das sich verwandelt
in einen brennenden Rausch,
hoffnungsfroh, couragiert
und voller Vertrauen.

Wolfgang Blaffert

Ein frohes Pfingstfest euch allen!

Wählen

Pest oder Cholera?
Tod oder Verderben?
Laschet oder Söder?

Wir können entscheiden – aber wir haben keine Wahl.

Häng dich auf, und du wirst es bereuen, sagt Sören Kierkegaard, um dann hinzuzufügen:.
Häng dich nicht auf, und du wirst es ebenfalls bereuen.

Unsere gegenwärtige Situation scheint dem zu gleichen. Was immer wir tun, ändert wenig am Ergebnis.  Es gibt nicht das gute Gefühl, jetzt die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir bewegen uns im Zwielicht.

Manche in kirchenleitender Verantwortung bezeichnen sich als erschöpft. Die Armen!

Das ist aber nicht ihre Aufgabe. Und es ist auch nicht unsere Aufgabe, dass wir uns gegenseitig bemitleiden.  Unsere Aufgabe ist es, Widerstand zu leisten:

  • Gegen die Besserwisserei
  • Gegen die Mutlosigkeit
  • Gegen die Erstarrung
  • Gegen die Phantasielosigkeit
  • Gegen die Kraftlosigkeit
  • Gegen den Egoismus
  • Und gegen den Rückzug in die Wagenburg

Wir müssen das nicht aus eigenen Kräften leisten. Das würden wir auch nicht schaffen. Es gibt ein Reservoir, auf das wir zurückgreifen können. Es gibt eine Grunderfahrung, die Menschen vor uns gemacht haben und die wir mit ihnen teilen können. Alles eine Frage des Glaubens.
Psalm 46 formuliert diese Erfahrung wie folgt.

2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken.

Mittlerweile sinken die Berge ins Meer – die Eisberge jedenfalls.
Es besteht reichlich Anlass, sich Sorgen zu machen oder in Panik zu geraten.
Aber wir fürchten uns nicht, weil Gott unsere Zuversicht und Stärke ist. Weil das Kreuz ein Lebenszeichen ist – und nicht das Siegel des Todes.

Wer sich nicht fürchtet, kann handeln – klug handeln. Auch wenn die Berge wanken.
Ob sich der Aufwand lohnt?

Ich antworte mit einem Glaubens-Haiku aus einer Schreibwerkstatt. Es drückt ein Lebensgefühl aus, das ich gut teilen kann.

Alles vergeblich?
Gott lacht und sagt: von wegen.
Alles nur umsonst!

Bleibt zuversichtlich!

Wolfgang Blaffert

Ich kann dich nicht riechen!

Immer der Nase nach…

Riechen ist etwas sehr spannendes. Es hat mir Spaß gemacht, mich damit zu befassen.

Immer der Nase nach –  für uns eher unbewusst spielt unser Geruchssinn in unserem Leben eine große Rolle. Wenn man zum ersten Mal einen Raum betritt oder einen unbekannten Menschen trifft, ist es in der Regel der Geruchssinn, der einem den ersten Eindruck verschafft.

Zudem ist die menschliche Erinnerung eng mit Düften und Gerüchen verknüpft. Ein Geruch kann einen urplötzlich in eine lange zurückliegende und längst vergessene Situation zurückversetzen, in der man ihn zum ersten Mal wahrnahm.

Was hast Du heute an Gerüchen wahrgenommen? Riecht es nach Frühling? An was denkst Du gerade, wenn ich von Riechen spreche?

Beim Riechen kommen zwei Nerven ins Spiel. Der Olfaktorius steuert das eigentliche Riechen, während der schmerzempfindliche Trigeminus auf beißende Gerüche wie Chlor, Salmiak, Rauch oder auch Zwiebel reagiert. Der Geruchssinn ist eng mit dem Geschmackssinn verknüpft, und erst diese Verknüpfung liefert ein differenziertes Geschmackserlebnis.

Ein gesunder Mensch kann mehr als 10.000 verschiedene Duftnoten unterscheiden. Wer sich gezielt Düften aussetzt steigert seine Wahrnehmung.

Der Geruchssinn ist im biologisch ältesten Teil des Gehirns angesiedelt. Vor allem in der Frühzeit der Menschheit hatte er eine wichtige Funktion. So warnt er vor Gefahren durch Feuer oder Gase, hilft bei der Suche nach Wasser und Nahrung und ist entscheidend, um genießbare Lebensmittel schon vor dem Verzehr von ungenießbaren zu unterscheiden.

Das spiegelt sich auch in der Bibel. Auf diesem Hintergrund lesen sich die Stellen vertieft und neu wo es von Gott heißt, dass er den lieblichen Duft der Brandopfer nicht mehr riechen kann.

Ja, Gott unterscheidet sich von Götzen dadurch dass er menschliche Sinne hat, wie das Riechen. Z.B. in Psalm 115, 5-7:

Ihre Götterbilder sind nur Silber und Gold –
ein Werk, von Menschenhand gemacht:
Sie haben einen Mund, aber sie können nicht reden.
Sie haben Augen, aber sie können nicht sehen.
Sie haben Ohren, aber sie hören nichts.
Sie haben eine Nase, aber sie riechen nichts.
Ihre Hände, die können nicht tasten.
Ihre Füße, die können nicht gehen.
Keinen Laut bringen sie aus ihrer Kehle hervor.

Und die, die Götzen herstellen oder anbeten, sollen damit gestraft werden, dass sie ihre Sinne verlieren (Ps. 115,8):

Genauso sollen auch die Handwerker sein,
die diese Götterbilder geschaffen haben,
ja alle, die auf ihre Macht vertrauen.

Riechen ist auch biblisch gesehen ein Schlüssel in der Beziehung der Menschen untereinander und mit Gott, ein Kriterium des Menschseins nach des Schöpfers willen.

Was uns in den meisten Fällen gar nicht bewusst ist , aber bekannt: die Partnerwahl ist vom Geruch abhängig –Wenn zwischen zwei Menschen „die Chemie stimmt“, kann man das durchaus wörtlich auf den Geruch der beiden beziehen.

Besonders viel ist im Hohenlied vom Duft die Rede. In dem Lied voller Bilder – Bilder von der Chemie der Liebe auch zwischen Gott und Menschen? Hier verschwimmen die Dimension zwischen der sinnlichen Liebe zwischen Menschen und zwischen Gott und Mensch. Vielleicht ist es eine gute Idee zu fragen:: stimmt die Chemie zwischen Gott und mir?

Der Geruchssinn wird zwar von vielen Menschen als relativ unwichtig betrachtet, der Verlust kann aber  – eingedenk der Bedeutung dieses Sinnes  – schwerwiegende Folgen haben.

Viele Betroffene leiden an psychischen Problemen, weil sie nicht mehr sicher sind, ob ihr Eigengeruch zu stark ist und möglicherweise andere stört. Übertriebener Waschzwang und Rückzug aus dem sozialen Leben können die Folge sein.

Damit lande ich unweigerlich bei dem, was unsere Zeit so sehr prägt:

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann den Geruchs- und Geschmackssinn erheblich stören – bis hin zum vollständigen Verlust. „Das neuartige Coronavirus befällt das Geruchssystem direkt.“

Das Geruchssystem ist das einzige System, bei dem die Sinneszellen Neuronen sind, Es scheint so zu sein, dass durch die Krnakheit die Nervenzellen im Geruchssystem absterben. Glücklicherweise ist es aber auch das einzige System, bei dem sich Neuronen erneuern können. Das dauert aber durchaus mehrere Monate.

In der sogenannten Erneuerungsphase riechen Menschen falsch. Sie schnuppern an Ihrem Kaffee und er riecht nach Ausguss. Man nennt dieses Phänomen, dass Dinge plötzlich anders riechen, Parosmie. Fäkalgeruch, Abflussgeruch, Brandgeruch: Es gibt leider keine angenehmen Parosmien, es riecht nie nach Blume. Das ist sehr belastend für die Patienten, aber ein Zeichen dafür, dass sich das System heilt. Die Wahrscheinlichkeit ist dann sehr hoch, dass ein Großteil des Geruchssinns wiederkehrt.

Wie war ich auf das Thema riechen gekommen? Wir können uns nicht riechen – das erlebe ich als einen Verlust und einen Mangel – auch wenn das sich riechen können manchmal dazu führt, dass uns etwas stinkt.

Videokonferenzen riechen nach nichts  – aber sie stinken uns. – Sie riechen nach nichts, höchstens riecht es nach uns selbst, wenn wir dabei die Luft in dem Raum, in dem wir sind, verbraucht haben. Auf diese sinnliche Dimension unserer Gemeinschaft müssen wir in jeder Hinsicht verzichten.  Soweit der Blick in den halbleeren Teil des Glases. Vielleicht machen wir uns bewusst, wenn uns dieser Tage im virtuellen Miteinander mal etwas stinkt, dass wir uns nur verkürzt wahrnehmen können – und leider der Duft verbindender Erfahrungen, das Aroma von Gemeinschaft fehlt. Aber das Glas ist nicht leer, es ist mindestens halbvoll.

Denn unsere Gemeinschaft gründet sich auf Gottes Liebe zu uns, Gott kann uns gut riechen und will, dass wir seine Botschaft verbreiten wie einen wohlriechenden Duft:

2. Korinther  2 ,14 – 16 : Dank sei Gott! Er führt uns allezeit wie in einem Triumphzug mit, der für Christus abgehalten wird. Wer er ist, wird von uns an jedem Ort bekannt gemacht. Wie ein Duft verbreitet sich diese Botschaft überall. Denn wir sind für Gott wie ein wohlriechender Duft, der von Christus ausgeht. Er kommt zu denen, die gerettet werden. Und er dringt bis zu denen, die verloren gehen. Für die einen ist es der Geruch, der aus dem Tod kommt und zum Tod führt. Für die anderen ist es der Duft,der aus dem Leben kommt und zum Leben führt.

Der Psalm 115, den ich schon zitiert habe schließt mit einem Segen (V. 9-15):

Du Israel, vertraue dem Herrn!
Er allein bietet Hilfe und Schutz.
Ihr Nachkommen Aarons, vertraut dem Herrn
Er allein bietet Hilfe und Schutz.
Ihr, die ihr zum Herrn gehört, vertraut dem Herrn!
Er allein bietet Hilfe und Schutz.
Der Herr hat sich an uns erinnert
Er will uns seinen Segen geben
Er segne die Nachkommen Israels!
Er segne die Nachkommen Aarons!
Er segne alle, die zum Herrn gehören,
die kleinen und die großen Leute!

Amen

Cornelia Dassler

Von Passion zu Ostern

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mk. 15, 34)

Was ist der Tod?

Eine Enteignung!
Er nimmt dir alle Möglichkeiten.
Er nimmt dir den Willen.
Er nimmt dir die Hoffnung.
Er nimmt dir den Horizont.
Er nimmt dir die Zukunft.
Er nimmt dir das Licht.
Er nimmt dich dir selbst fort.
Er nimmt dir alle Beziehungen.
Er gibt dich dem Staub zurück
und verwandelt dich in Erde.

Der Tod ist ohne Weitblick.
Er trennt die Täter nicht von ihren Opfern.
Du bist ihm gleich.
Ihn interessiert nicht,
wer du bist,
was du getan hast.

Er zerbricht dich
und hat dich schon vergessen,
wendet sich dem Nächsten zu,
um sein immergleiches Nein zu murmeln.
Nichts und niemand kann den Tod bewegen.

Konnte!

Als Jesus stirbt, verändert sich alles!

Gott protestiert, ergreift Partei:
Nein dem Tod,
Ja dem Leben!
Nein dem Unrecht,
Ja dem Recht!
Nein der Gleichgültigkeit,
Ja der Liebe!

Was ist Auferstehung?

Gottes großer Anfang!
Er schenkt dir alle Möglichkeiten.
Er schenkt dir den Willen.
Er schenkt dir Hoffnung.
Er schenkt dir den Horizont.
Er schenkt dir Zukunft.
Er schenkt dir das Licht.
Er schenkt dich dir selbst.
Er schenkt dir alle Beziehungen.

Er gibt dich dem Himmel zurück
und verwandelt dich in den Menschen,
der du in seinen Augen sein sollst.

Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. (Mk. 16,6)

Was für eine Aussicht!

WB

Die letzten Tage – Am Tisch

Wir nähern uns der dunkelsten Station unseres Glaubens, der Kreuzigung Jesu.
Der Jugendkreuzweg 2021 hat wieder einen ganz eigenen Ausdruck dafür gefunden.

Gott hält uns einen Platz frei

Der Tisch ist leer. Wo früher die Freunde und Freundinnen mit Jesus gegessen haben, sind jetzt Plätze frei. Was meint ihr: Wie geht es jetzt weiter? Dazu fällt mir eine Geschichte aus der Bibel ein:

Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Zur Stunde des Festmahls schickte er seinen Diener aus und ließ denen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, alles ist bereit! Aber einer nach dem anderen entschuldigte sich. Da wurde der Hausherr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen hierher! Nötige die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird. (Vgl. Lk 14,16–17, 21–23)

Fragen an dich

Und jetzt? Das ist doch die spannende Frage: Lassen wir uns einladen von Gott?

Ganz konkret: Nimmst du Platz an seinem Tisch?

Mehr erfahren? Jugendkreuzweg Audioguide

Dreißigstes Wort zur Passion

Täglich wird während der Passionszeit an dieser Stelle eine Frage erscheinen, gestellt von einer / einem Jugendlichen. Antworten müsst Ihr selbst. Gerne lesen wir Eure Kommentare.

Wieso zeigst du dich nicht den Menschen?

(alle Zitate aus „Vorstellungen von Gott„)

Die letzten Tage – Jesus stirbt am Kreuz

Wir nähern uns der dunkelsten Station unseres Glaubens, der Kreuzigung Jesu.
Der Jugendkreuzweg 2021 hat wieder einen ganz eigenen Ausdruck dafür gefunden. Von nun an erscheint an jedem Nachmittag eine Station.

Jesus stirbt

Es ist vollbracht! Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. (Joh 19,30 und Lk 23,46)

Fragen an dich

Wann hast du dir selbst die Frage gestellt: Wieso lässt Gott das zu?

Gab es Momente in denen du dich vollkommen von Gott getragen gefühlt hast?

Mehr erfahren? Jugendkreuzweg Audioguide

Die letzten Tage – Im Blick

Wir nähern uns der dunkelsten Station unseres Glaubens, der Kreuzigung Jesu.
Der Jugendkreuzweg 2021 hat wieder einen ganz eigenen Ausdruck dafür gefunden. Von nun an erscheint an jedem Nachmittag eine Station.

Maria aus Magdala sieht, was geschieht.

Auch viele Frauen waren dort und sahen von Weitem zu; sie waren Jesus von Galiläa aus nachgefolgt und hatten ihm gedient. Zu ihnen gehörten Maria aus Magdala. (Mt 27,55f)

Fragen an dich

Gab es Momente in deinem Leben, in denen du dich machtlos gefühlt hast?

Ist ein von dir geliebter Mensch gestorben? Wie bist du damit umgegangen? Wie hast du dich gefühlt?

Mehr erfahren? Jugendkreuzweg Audioguide