Gotteslästerung

Tönäld Drümp (der Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert), Präsident der UFA (United Fakes Of America – der Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert), nie um einen tiefen Griff ins Klo verlegen, hat nun seiner eigenen Bevölkerung den Krieg erklärt.
Er werde die Armee einsetzen, wenn die Unruhen nicht enden.
Schuld seien die Antifaschisten, die er zu einer terroristischen Organisation im Inland erklären lassen werde.
Juristisch ist das kompletter Unsinn. Aber seit wann interessiert sich Tönäld für Jura? Oder Geschichte? Oder für andere Menschen? Oder für sein Land? Oder für Gott?
Nein, auch Gott muss für die Drümpschen Ränkespiele des schwächsten Präsidenten aller Zeiten herhalten.

Neben dem Weißen Haus liegt die St. Johns Kirche, der spirituelle Rückzugsort aller UF-Präsidenten.  
Drümp ließ den Weg von Polizisten mit Tränengas und Gummigeschossen freiräumen. Die Demonstration dort war friedlich gewesen.  Dann posierte er vor der Kirche mit der Bibel in der Rechten für ein Foto! Ein PR-Termin!

Die Kirche betrat er übrigens nicht.

Die zuständige Bischöfin Mariann Edgar Budde sagte dazu Folgendes: „“Der Präsident benutzte gerade eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch-christlichen Tradition, und eine der Kirchen meiner Diözese ohne Erlaubnis als Hintergrund für eine Botschaft, die im Widerspruch zu den Lehren Jesu und allem steht, wofür unsere Kirchen stehen… Ich bin empört. Der Präsident hat nicht gebetet, als er nach St. John’s kam… Wir distanzieren uns von der aufhetzenden Sprache dieses Präsidenten.“

Auf dem Foto hat Drümp die Bibel gepackt und hält sie triumphierend in die Höhe, so als ob sie sein Besitz wäre.

Gotteslästerung ist ein Wort, das ich nicht gebrauche. Es gehört in den Besitz derer, die sich sofort empören, wenn ein Gedanke nicht in ihre Weltsicht passt, weil er zu weit ist.

Aber jetzt mache ich eine Ausnahme.

Tönäld Drümp, dem Gotteslästerer im Weißen Haus, widme ich den 10. Psalm, für die einsamen Stunden im Schutzbunker. Vielleicht lernt er ihn auswendig und begreift irgendwann sogar. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Der 10. Psalm  
1 Warum bist du so weit weg, Herr? Warum verbirgst du dich vor uns? Wir sind vor Elend am Ende!  2 Schamlose Schurken stellen den Armen nach und fangen sie in heimtückischen Fallen.  3 Sie geben auch noch damit an, dass sie so unersättlich sind. Nichts zählt bei ihnen, nur ihr Gewinn. Sie danken dir nicht, Gott, sie lästern dich nur! 4 In ihrem Größenwahn reden sie sich ein: »Wie sollte Gott uns zur Rechenschaft ziehen? Wo er doch gar nicht existiert!« Weiter reicht ihr vermessenes Denken nicht. 5 Sie tun, was sie wollen, und alles gelingt. Ob du sie verurteilst, berührt sie nicht; du bist ja so fern dort oben! Sie lachen spöttisch über jeden Gegner. 6 »Was soll uns erschüttern?«, sagen sie. »An uns geht jedes Unglück vorüber; so war es immer, so bleibt es auch!« 7 Sie fluchen, sie lügen und drohen, was sie reden, bringt Verderben und Unheil. 12 Steh auf, Herr! Greif doch ein, Gott! Vergiss nicht die Schwachen, nimm sie in Schutz! 14 Aber du bist nicht blind! Du siehst all das Leiden und Unheil und du kannst helfen. Darum kommen die Schwachen und Waisen zu dir und vertrauen dir ihre Sache an. 15 Zerschlage die Macht der Unheilstifter, rechne mit ihnen ab, mach dem Verbrechen ein Ende!

Nur eine Frage

Ich sitze auf einer kleinen Bank, den Rücken an die Hauswand gelehnt. Die Sonne ist schon lange untergegangen, aber erst jetzt tupft die Nacht die ersten Sterne in den Himmel.
Der Wind hat sich verkrümelt. Das Meer murmelt sich leise in den Schlaf. Über den Dünen schwebt eine silberne Mondsichel, so dicht, dass sie beinahe den Strandhafer abrasieren könnte.

Es ist still, um mich herum und in mir.

Kein Laut, kein Gedanke; nur atmen und da sein, stumm wie ein Stein und selig in diesem Moment.  
Ich weiß, er wird sich nicht halten, aber jetzt umschließt er mich, jetzt, jetzt, und schnitzt mir eine Kerbe ins Herz, eine Glückskerbe.
Es gibt viele davon.

Für schlichte Geister wie mich hat Gott manchmal ganz simple Ideen, wie er einem nahekommen kann. „Danke“, sage ich und bilde mir ein, eine Stimme zu hören mit tief norddeutschem Akzent: „Da nich für!“
Ich wage ich mich ein Stück weiter: „Wo wir gerade unter uns sind, sag mir doch,  was ist das Leben?“
„Geschenkt!“
War da was? Es ist so still, dass ich für einen Augenblick fürchte, ich sei taub.

Eine schlichte Erkenntnis

Ich bin im Urlaub und schaue aus dem Fenster. Es regnet leicht. Auf der Bank links im Garten hockt eine Amsel und genießt die Tropfen. Unter den Heckenrosen rechts hockt ein Kaninchen und putzt sich. Maisen, Rotkehlchen, Regenpfeifer und andere Vögel singen, zwitschern durcheinander. 
Ganz schön was los hier, denke ich.
Und dann sickert eine Einsicht in mich ein, so langsam wie der Regen ins Erdreich:

Wir sind nicht allein.

Wir sind eingewoben in einen umfassenden Zusammenhang von Leben. Gottes Schöpfung ist eine Symphonie.
Banal, oder? Weiß doch jede/r!
Aber warum hält sich dann nicht jede/r daran?

Sagst du Buche, Birke, Esche, Eiche, Linde oder Baum?
Sagst du Margerite, Ginster, Lupine oder Blume?
Sagst du Zaunkönig oder Vogel?

Vor den Lebewesen verschwinden die Worte!

Jeremia klagt nicht mehr – dafür der Einzelhandel. Ach, es ist ein Jammern, Seufzen und Stöhnen in der ganzen Wirtschaft. Wieder einmal! Der Kapitalismus liegt, welch eine Überraschung, im Siechenbett!
Wir können nicht alles auf links drehen! Schon klar!
Aber wir können jetzt anfangen umzustrukturieren. Nachhaltiger werden. Gerechter. Sozialer. Grüner.
Weiter machen wie bisher, geht nicht!
Es kann nicht unser Ziel sein, als Konsum-Zombies durch die Innenstädte zu schlurfen, auch wenn manche Shoppen mit Freiheit verwechseln.
Wir haben keinen VIP-Platz in der Welt. Wir müssen lernen, uns neu zu platzieren.

Denn wir sind nicht allein.

Wiederentdeckt

Ein Elfchen aus vergangenen Ausstellungszeiten. Keine Ahnung, wer es damals geschrieben hat. Aber es ist es wert, hier vorgestellt zu werden und allen Lesenden ein Schmunzeln zu entlocken

                                                   Petrus
                                                   war Fischer.
                                                   Nicht wie Helene.
                                                   Sondern mit einem Auftrag:
                                                   Menschenfinder.

Rede an Norwegens Jugend

Minister für Gesundheit und Pflege sagt Danke.
Eine motivierende Rede für alle, die die Situation von Kindern und Jugendlichen in diesen Zeiten ernstnehmen.

Unser Schatz…

…lässt sich ökonomisch nicht verwerten.

Wir wissen, dass Leben unverfügbar ist, zerbrechlich und unkontrollierbar.
Wir wissen, dass nicht wir die Macher sind oder die Bewahrerinnen.
Wir wissen, dass wir uns nicht absichern können, egal wie viele Versicherungen wir auch abschließen mögen.

Wir leben auf Vertrauen hin, manchmal auf der Rasierklinge balancierend, voller Zuversicht, dass wir nicht ins Bodenlose stürzen können. Selbst dann nicht, wenn die Lage ganz finster zu sein scheint.

Die Schönheit des Lebens besteht darin, dass es keinen Zweck erfüllt. Es steht für sich.

Das wissen wir, und das müssen wir auch sagen!

Wir müssen einklagen, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf ihre Räume haben; dass sie mehr sind als Zahnräder im stotternden Wirtschaftssystem.
Sie brauchen Kontakt, sie müssen sich ausprobieren. Unverzweckt und so gar nicht nutzbringend.

Das nennt man übrigens Freiheit.

„Niemand soll Dich wegen Deiner Jugend gering schätzen“

„Niemand soll Dich wegen Deiner Jugend gering schätzen“, so schreibt Paulus an Timotheus im neuen Testament.
Generationenkonflikte scheinen zum Menschsein dazu zu gehören. „Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft,“ so schrieb schon Sokrates.
Soweit also alles normal, wenn die Interessenlagen unterschiedlicher Generationen aufeinandertreffen. Aber was wir im Moment erleben ist beispiellos in der Geschichte. Kinder- und Jugendliche, die „junge Generation“ verzichtet zugunsten und aus Liebe zu der Generation ihrer Eltern und Großeltern auf ihre Freiheit.

In einer so wichtigen Lebensphase fällt so mancher 18. Geburtstag ins Wasser, Abibälle fallen aus, Sportaktivitäten sind kaum mehr möglich, Konfirmationen verschoben. Wenn ich mich selber an diese Zeit zurückerinnere, war jeder Tag meiner Jugend für meine persönliche Entwicklung ungeheuer wichtig. 2 Monate waren eine Ewigkeit. 8 Wochen Lockdown haben die Jugendlichen weitestgehend ohne Protest dagegen hingenommen. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.

Und jetzt? Wir fahren unsere gesellschaftlichen Aktivitäten, vielleicht sogar zu schnell, wieder hoch. Die Kriterien dafür machen deutlich, Kinder- und Jugendliche bekommen ihre Freiheiten nur dann zurück, wenn es um eine gesellschaftliche oder volkswirtschaftliche Verwertbarkeit geht. Die Perspektive richtet sich nicht an ihren sozialen Bedürfnissen aus, sondern an der Frage, wie ihre gesellschaftliche Nützlichkeit möglichst aufrecht erhalten werden kann. Wie erklären wir unseren Kindern, dass Gottesdienste wieder stattfinden, die Jugendgruppe aber verboten bleibt. Die Bundesligaclubs spielen weiter, die Saison der Kids aber wird abgebrochen. Wo öffnen wir den Kindern und Jugendlichen wieder – mit dem gebotenen Abstand – Räume, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. In Jugendtreffs, an Lagerfeuern, am See, in Sportvereinen und in Skateparks, …

Wir sollten über die Verhältnismäßigkeit der möglichen Lockerungen besser nachdenken.

Dabei stelle ich die Grundsätzlichkeit der getroffenen Entscheidungen nicht in Frage. Diese Pandemie ist eine außergewöhnliche Lage und bedarf natürlich auch außergewöhnlichen Gegenmaßnahmen. Die an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichteten Quarantäneeinschränkungen sollten wir nicht, wie es so einige Verschwörungstheorethiker im Moment tun, in Frage stellen.

Diese sinnvolle Ausrichtung an wissenschaftlichen Erkenntnissen macht aber ein weitere Dissonanz zwischen den Generationen hörbar. Wenn wir unsere Wirtschaft wieder hochfahren, dann müssen wir auch beim Klimaschutz den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen. Sonst könnte es sein, dass wir ein weiteres Mal die Bedürfnisse der jungen Generation auf dem Altar des Kapitalismus opfern.

Ich vertraue da auf die Zusage Gottes unserer menschlichen Fehlbarkeit zum Trotz: „Ich will gedenken an meinen Bund, den ich mit dir geschlossen habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten“. (Hesekiel 16,60)
Amen

Michael Hinrichs, Evangelische Jugend Wesermünde

Bitte warten

Ich bin beim Bäcker und muss draußen bleiben. Es darf immer nur eine Person in den Laden.
Dann komme ich an die Reihe. Ich nenne, was ich will und soll schließlich bezahlen. Mit Karte entscheide ich.
Kein Problem.
Doch ein Problem.
Das Gerät lädt nicht. In diesem Moment will ein Mann den Laden betreten.
„Halt“ sage ich, „es darf immer nur eine Person nach innen.“
Der Mann tritt einen Schritt zurück.

Die Frau an der Kasse schaut auf die Maschine. „Bitt warten!“ sagt sie laut.
„Oh,“ sagt der Mann draußen und tritt noch drei Schritte zurück, verschwindet aus der Sicht.
„Ich meinte doch das Gerät“, sagt die Frau.
Wir fangen an zu lachen.

Wichtig – weniger wichtig

Eigentlich seltsam, dass eine Person oder Gruppe, die für einen bestimmten Bereich verantwortlich ist, Leitung genannt wird. Man denkt unwillkürlich an Telegrafenmasten, die unschön in der Landschaft herumstehen.  Oder an Rohre, an Kanalisation. Da wird manches durchgespült, in das man nicht reintreten möchte.

Hut ab vor denen, die sich so etwas freiwillig antun.

Das meine ich ehrlich!
Irgendjemand muss ja diesen Sch…job erledigen. Es hat ein bißchen etwas von Märtyrertum.

Solche Leitungen spülen nicht durch, sie entscheiden.

Im Augenblick haben sie eine Menge an Entscheidungen zu fällen. Fällen erinnert mich an Bäume umlegen, an Kahlschlag.

Man kann der Falle des Fällens möglicherweise entkommen, indem man empfiehlt.
So wird nun überall ganz viel empfohlen.

Naja, fast überall.

Die Politik bleibt beim Dirigieren, allerdings so wild und bunt, dass die Kapellen alle Punk spielen.

Ansonsten gilt: entscheidest du noch oder empfiehlst du schon?

Empfehlen ist gut, weil man einen Freiraum erhält, selbst zu bestimmen, was möglich ist.
Auch in unserem Bereich sind Empfehlungen veröffentlicht worden.
Zur Konfirmandenarbeit zum Beispiel. Das ist gut so, weil die Ungewissheit damit ein Stück weit beseitigt ist.
Es kann also losgehen.
Endlich!

Empfohlen wird, die Konfirmationen zu verschieben.
Ja, das ist sinnvoll.
Notwendig sei, über die Zeit bis zur Konfirmation intensiven Kontakt zu den Konfirmandinnen und Konfirmanden zu halten.

Wäre das nicht jetzt der Auftritt der Jugendarbeit? Könnte sie nicht mit dem Konfir eine  spannende Allianz eingehen und weiterführen, was im Konfir eben nicht möglich ist?
Wenn erst im nächsten Jahr gefeiert werden kann und die Konfi-Zeit eigentlich zu Ende ist, fällt mir keine bessere Möglichkeit ein, Kontakt zu halten als durch die Jugendarbeit.

Jetzt müsste man einen Blick in die Handlungsempfehlungen für die Jugendarbeit werfen. Aber dieser Wurf geht ins Leere. Es gibt sie nämlich nicht – die Empfehlungen, meine ich.
Seltsam!

Bis sie erscheinen, werde ich mir weiterhin meinen Trinkbecher mit den Kolleg*innen teilen und auf Ghetto-Ghetto-Umarmungen nicht verzichten.

Darauf die Bussi-Faust. Ehrenwort!

Respekt und ein Eis in der Waffel

Ich habe mich gut vorbereitet. Schon vor Wochen hatte ich in einem sozialen Projekt in Hannover Masken bestellt, deren Preis kostenlose Masken für andere mitfinanziert. Pünktlich vor der Maskenpflicht kam der dicke Brief.

Am Tag 2 der Maskenpflicht will ich morgens los. Erst noch etwas in der Stadt besorgen und dann ins Büro. Alles ist ungewohnt nach so viel Zeit des #stayathome.
Der Aufbruch morgens gerät etwas holperig. Prompt habe ich sie vergessen, meine Stoffmaske. Und nun? Ich steuere die nächste Apotheke an und kaufe mir eine Maske mit Filter. Ziemlich teuer. Aber so ausgestattet komme ich in die geplanten Geschäfte und durch den Tag. Gegen Abend scheint die Sonne so schön, dass ich nicht gleich in die U-Bahn steige, sondern beschließe, zu Fuß durch die Stadt zum Bahnhof zu gehen. Die Maske ist in meiner Tasche. Ich bin ja draußen unterwegs.

Die Eisdielen haben geöffnet. Soll ich oder soll ich nicht? Ich schaffe es noch, an der ersten vorbei zu gehen – die Schlange ist mir zu lang. Aber vor dem Bahnhof ist es so weit: Jetzt eine Kugel vom Lieblingseis. Als ich es in der Hand halte realisiere ich mein mitgekauftes Problem: Wie ich ja weiß, muss ich vom Stand weggehen, um das Eis zu essen. Ein großes Schild weist mich darauf hin.

Ich gehe los. In Richtung U-Bahnstation Hauptbahnhof. Mit dem Eis in der Hand durch den Bahnhof. Und nun? Es war mir noch nie so unangenehm, ein Eis zu essen. Um mich herum Menschen mit Masken im Gesicht. Ich esse mein Eis. Strecke die Zunge raus und lecke das köstlich süße kalte Sahnegemisch. Aber: Darf ich das eigentlich? Mir wird immer klarer, dass das eigentlich so nicht geht. Was symbolisiert das, was ich da gerade tue in diesen Zeiten? Immer unsicherer gehe ich zu U-Bahnstation. Schon tut sich die nächste Frage auf: Ob ich es schaffen werde, das Eis zu essen, bis die U-Bahn kommt? Das ist ja schon lange nicht erwünscht bzw. verboten: Eis essen in den Zügen der U-Bahn. Unten angekommen sehe ich eine andere Person, die in ihr Schnell-Mittag oder -Abendessen beißt und atme leicht auf. Ich bin nicht die Einzige. Früher war das ganz normal. Wie oft, habe auch ich schon den aufgestauten Hunger unterwegs in U-Bahn oder Zug gestillt und etwas getrunken oder gegessen! So richtig gut angefühlt hat sich das selten. Mit Maske geht das nicht. Mir wird klar: Ohne eigentlich auch nicht: Es fühlt sich nicht gut an.

Und ehrlich: Es hat auch mich schon richtig genervt, wenn es irgendwo im Bus, im Zug oder in der U-Bahn penetrant nach so einem Schnell-Futter gerochen hat. Mal ganz zu schweigen von klebenden Fußböden und anderen Spuren zuckerhaltiger Getränke, stinkenden Bierdosen, Krümeln, Essensresten und allem dazugehörige Müll. Nervt irgendwie. Jetzt weiß ich, was mich daran stört: Es hat etwas Respektloses vor den Mitreisenden. Die Grenzen des Innen und Außen verwischen. Essen hat auch etwas Intimes. Ist es gut, dass andere mir beim Essen zugucken müssen? Gehört das überall in den öffentlichen Raum und in die Bahn?

Maskenpflicht im ÖPNV – und ja, auch im Bahnhof  – ist ein sinnvolles Lehrstück für Respekt. Vor mir selbst und anderen. In Zukunft nehme ich mir die Zeit und suche mir einen guten Ort zum Essen. Was ich zukünftig auf Reisen esse und trinke, werde ich mir nochmal genau überlegen. Das noch fremde Tragen von Masken kann uns einiges lehren: Unter anderem Respekt vor anderen und vor mir selbst.

Cornelia Dassler, Landesjugendpastorin